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Auftragen oder abservieren? Nach dem Gusto der ÖLsterreicher müsste der Kellner nicht mehr so viel Geflügel bringen. Der Absatz ging um zehn Prozent zurück.

Foto: REUTERS/Michaela Rehle
Ein Konsumrückgang von Hühnern zeichnete sich ab. Unbegründet, sagt die Fachwelt – unnötig seien auch große Sorgen über die Grippeanfälligkeit der Hauskatzen: Die tote Katze auf Rügen gilt noch als Einzelfall.

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Wien – Die grassierende Vogelgrippe verleidet den Österreichern die Lust aufs Huhn. Seit Jahresbeginn ist der Konsum um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen. Die Menschen können die Hendln sozusagen nicht mehr sehen: Darauf lässt schließen, dass ganze Hühner gemieden werden – Teilstücke schrecken die Käufer weniger ab. In der Steiermark, in der die ersten Vogelgrippefälle in Österreich auftraten, ist die Zurückhaltung der Käufer nach Darstellung der Agrarmarkt Austria (AMA) besonders stark spürbar.

Konsumrückgang vor allem in der Steiermark

Ein Konsumrückgang zeichnete sich bereits Ende des Vorjahres ab, damals verzeichneten die Geflügelmäster ein Minus von fünf bis acht Prozent. An eine Gegenoffensive wird derzeit nicht gedacht, erklärte AMA-Geschäftsführer Stephan Mikinovic. Eine Marketingkampagne würde jetzt "nicht viel bringen". Daran sei erst gedacht, wenn das Thema wieder etwas aus dem Tagesgeschehen verschwunden sein wird. In den nächsten Wochen will die AMA ein Qualitätsgütesiegel für Geflügelfleisch herausgeben.

Ähnlich ist die Lage in Deutschland, die Verkaufszahlen haben sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert. "Das ist nichts, womit die Branche lange leben kann", sagte der Sprecher des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, Thomas Janning.

In 43 Länder Einfuhrsperren für französisches Geflügel

Schlimmer trifft es Frankreich: Bis Mittwoch verhängten 43 Länder Einfuhrsperren für französisches Geflügel. In der Nähe von Lyon war das H5N1-Virus Ende der Vorwoche erstmals in einer Putenzucht aufgetreten.

Großes Katzensterben im Irak

Weniger Angst macht zumindest den Wissenschaftern die am Dienstag auf der deutschen Insel Rügen aufgefundene tote Katze. Das Tier war mit dem H5N1-Virus infiziert, unklar war zunächst aber noch, ob es auch daran gestorben ist. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Kurth, sieht keine gestiegene Gefahr: "Wir haben in den letzten Wochen ein relativ großes Katzensterben im Irak – auch durch H5N1 – beobachtet." Bereits 2004 sei der Ausbruch der Krankheit bei Katzen in Asien beobachtet worden. Dennoch gilt für Haustierhalter in den deutschen Risikogebieten: Hausarrest für Katzen, Leinenpflicht für Hunde. Österreichische Behörden raten zu diesen Vorsichtsmaßnahmen insbesondere in Risikogebieten.

Hilfe für Tierhalter

Sollte es irgendwann in der Zukunft zu einer amtlich angeordneten Schlachtung von Geflügel – der Fachausdruck dafür ist "Keulung" – kommen, muss laut Tierseuchengesetz der betroffene Bauer voll entschädigt werden, erklärt der zuständige Experte der Landwirtschaftskammer, Johannes Fanghauser – und zwar zum Marktwert, der halbjährlich festgelegt wird. Auch ein im Zuge einer Impfung verendetes Tier muss in voller Höhe ersetzt werden.

EU prüft Entschädigungen

Bis dato hat sich die EU gegen ein europäisches Entlastungsprogramm für Geflügelbauern ausgesprochen. Bei nationalen Beihilfen an geschädigten Geflügelbauern werde man die Kuh im Dorf lassen, ließ die EU durchblicken, soll heißen: Obwohl solche Produktförderungen nicht den EU-Regeln entsprechen, würde man Entschädigungen wohlwollend prüfen, hieß es. Und die Exporterstattungen für Geflügelausfuhren auf den Weltmarkt wurden von bisher 24 Euro je 100 Kilogramm auf 30 Euro angehoben (ruz, or, DER STANDARD Printausgabe 2.3.2006)