Pristina - Der Regierungschef der abtrünnigen südserbischen Provinz Kosovo, Bajram Kosumi, ist überraschend zurückgetreten. Der 45-Jährige gab seine Entscheidung am Mittwoch in Pristina bekannt. Sein Schritt sei "ein moralischer Akt", mit dem die Regierung ihre Mehrheit im Parlament sichern und die Zusammenarbeit mit dem Ausland bei den Verhandlungen über die staatliche Zukunft Kosovos stärken wolle, sagte er ohne genauere Angaben.

Kosumi hatte das Amt erst vor einem Jahr von Ramush Haradinaj übernommen, der vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt worden war. Er gebe sein Amt "im Interesse des allgemeinen Fortschritts" auf, sagte Kosumi vor Journalisten in Pristina. Nach Presseberichten hatten die regierenden Parteien zuletzt wachsenden Druck auf den Ministerpräsidenten ausgeübt. Sie hätten seine Amtsführung als unzureichend kritisiert.

Kosumi selbst sagte bei seiner Rücktrittsankündigung, er habe "als Ministerpräsident für die Schaffung eines unabhängigen und demokratischen Kosovo gearbeitet". Unter anderem seien unter seiner Regierung die Gespräche über den künftigen Status der Provinz eröffnet worden, die eine Loslösung von Serbien anstrebt.

Verhandlungen werden fortgesetzt

Der UNO-Kosovo-Vermittler Martti Ahtisaari, der zu Gesprächen mit der albanischen Führung kurz zuvor nach Pristina gekommen war, sah trotz des Wechsels an der Kabinettspitze "keine Regierungskrise". "Der Verhandlungsprozess wird fortgesetzt", sagte er.

Ahtisaari bemüht sich seit Ende letzten Jahres um einen Ausgleich zwischen der albanischen Mehrheit und der serbischen Minderheit im Kosovo. Die Albaner streben die staatliche Unabhängigkeit und damit die Loslösung von Serbien-Montenegro an. Die Minderheit, die von der "Mutterrepublik" Serbien unterstützt wird, will die Souveränität Belgrads über Kosovo auch in Zukunft sicher stellen.

Unterdessen hat sich die Führung der regierenden Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) für den Rücktritt des Parlamentspräsidenten, ihres Spitzenfunktionärs Nexat Daci, ausgesprochen. Zum Nachfolger wurde Koli Berisha vorgeschlagen worden, meldeten Medien in Pristina. Weder seine Partei noch die Opposition sollen mit ihm als Parlamentspräsident zufrieden gewesen sein. (APA/dpa/AFP)