Walter Los: Haus Luser, Kritzendorf (1930-32)

Foto: AzW/Angela Pauser

Wien - Gegen die reflexartige Assoziation "Adolf" bei Fragen nach einem Architekten namens Loos empfiehlt sich der Besuch einer Ausstellung im Architekturzentrum Wien (Az W): Ab morgen, Donnerstag, zeigt die spannende Schau bis 22. Mai Arbeiten und Vita von "Der unbekannte Loos: Walter". Dieser wurde 1905 in Wien geboren und emigrierte 1938 über England und die USA nach Argentinien, ist mit seinem berühmten Namensvetter nicht verwandt und hat schon in jungen Jahren in Wien "ganz bedeutende Einfamilienhäuser" geschaffen, wie Kuratorin Sonja Pisarik bei der Pressepräsentation schilderte.

Schmales, feines Oeuvre

Ein 1930 bis 1932 in Kritzendorf errichtetes Haus von Walter Loos (1905-1974) wurde einmal von Roland Rainer als "das zweitschönste Haus Österreichs" bezeichnet. Doch teilte der Architekt in Folge das Schicksal vieler emigrierter Architekturschaffender: Er rückte aus dem Blickfeld der österreichischen Rezeption - was durch sein schmales Oeuvre noch verstärkt wurde. Mit der Schau versucht das Az W nun, Loos erneut "zu entdecken", wie Az W-Leiter Dietmar Steiner sagte. Zu sehen sind Pläne, Modelle, Möbel und auch ein virtueller Rundgang durch Loos' Schlüsselbau in Südamerika, das Patio-Haus in Mar del Plata.

Die Schau vollzieht auch im Design (ARTEC Architekten) den Bruch nach, den die Emigration - Loos war nicht jüdischer Herkunft, aber wollte nicht unter dem NS-Regime leben - durch das Leben des Architekten zog. Die zwei Lebensabschnitte sind räumlich streng getrennt.

"Paraiso latinoamericano"

In der Mitte zwischen den beiden Teilen der Schau zeigt eine weiterer Ausstellungsabschnitt unter dem Titel "Paraiso latinoamericano" weitere aus Österreich emigrierte Architekten, die in Südamerika gewirkt haben. Dieser von Michael Bier gestaltete Teil bildet einen aktuellen Bezugspunkt zum EU-Lateinamerika-Gipfel (EULAC, EU-Lateinamerika-Karibik), der Mitte Mai in Wien stattfinden wird. Weiters wird Buenos Aires als das "Paris" Südamerikas präsentiert, um das Lebensgefühl der "Goldenen Zeit" in den 40er Jahren nachvollziehbar zu machen.

Für Walter Loos war die Zeit jedoch nicht immer golden: Sein Architekturdiplom war in Argentinien ungültig, weswegen er sich großteils auf das Designen von Möbelstücken verlegte, von denen auch einige in der Schau zu sehen sind. Der Nachlass des Architekten kam 2003 über Loos jüngeren Bruder Hermann ins Az W. Diesem und Walters Frau Fridl, einer erfolgreichen Modemacherin, die zeitweilig 80 Modezeichnerinnen beschäftigte und vier (von Walter Loos gestaltete) Modesalons führte, sind Teile der Schau gewidmet.

Die Schau könnte für das Az W der erste Schritt in Richtung einer Erforschung europäischer Emigration nach Südamerika werden, meinte Steiner. Neben einem Katalog gibt es auch Kinderworkshops und Sonntagstouren zu Häusern von Walter und Hermann Loos. (APA)