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Uniqa-Chef Konstantin Klien ist nach einem Rekordjahr in Kampflaune gegenüber dem Regulator FMA.

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Wien - Vor wenigen Tagen hat der Chef der Finanzmarktaufsicht den großen Versicherungsgesellschaften einen Brief geschrieben. Der brisante Inhalt: Die FMA glaubt zu wissen, dass in den vergangenen Jahren der Anteil der Kapitalmarkterträge, die an die Halter von Lebensversicherungspolizzen ausgeschüttet werden, von den einst üblichen 85 Prozent zurückgegangen ist. Sie fordert einen Dialog, der in eine neue Gewinnbeteiligungsverordnung münden sollte. "Wir wollen nicht in die unternehmerische Freiheit eingreifen," sagt FMA- Sprecher Klaus Grubelnik. "Aber wir wollen nachvollziehbare und transparente Kriterien für die Kunden."

Angriffe der Bosse

Schon vor dem für Freitag angesetzten ersten Gesprächstermin gingen die Versicherungsbosse zum Angriff über. Auf einer Pressekonferenz des Versicherungsverbandes drohten sie mit einer Auslagerung bestimmter Aktivitäten nach Osteuropa, sollten sich die Spielregeln verschlechtern. "Bei sehr gezielten bürokratischen Vorgaben" könnte die Produktion von Versicherungsprodukten ins Ausland verlegt werden, warnte Verbandspräsident und Uniqa-Chef Konstantin Klien. Verkauf und Betreuung würden weiterhin in Österreich bleiben, aber "der Risikoträger liegt dann eben 50 oder 150 Kilometer von Österreich entfernt", sagte Günter Geyer, Chef der Wiener Städtischen, des zweitgrößten Versicherers in Mittel- und Osteuropa.

Kein Problem mit Transparenz

Mit "Transparenz" hätten sie alle kein Problem, sehr wohl aber mit Bestrebungen, so wie in Deutschland eine stichtagsbezogene Ausschüttung zu erzwingen. Anders als Banken und Pensionskassen würden Lebensversicherungen in guten Jahren auf den Kapitalmärkten etwas weniger, dafür aber in schlechten Jahren etwas mehr ausschütten, als sie selbst verdienten. Tatsächlich will die FMA auch das Thema "Glättung" zur Sprache bringen, Geyer verwies im Standard-Gespräch auf die Jahre 2002/03, als trotz hoher Verluste an den Börsen die Lebensversicherungen mehr als vier Prozent Rendite zahlten. "Die Frage ist, wer über Unternehmensergebnisse entscheidet, die Regierung oder wir", sagte er.

Wie ernst ist die Abwanderungsdrohung zu nehmen? Für Klien muss "der langfristige Risikoausgleich gewährleistet werden, dann ist der Standort Österreich für die Lebensversicherung weiter gewährleistet." Als warnendes Beispiel nannte er die Axa, die ihre Produktentwicklung aus Deutschland abgezogen hat.

Glänzendes Jahr

Der Konflikt mit der FMA kommt nach einem glänzenden Jahr für die heimischen Versicherer. Getragen vor allem von einem Boom bei Lebensversicherungen, stiegen die Prämieneinnahmen in der Branche stärker als erwartet, um 9,6 Prozent auf 15,32 Mrd. Euro. Für 2006 wird ein Anstieg von 4,1 Prozent erwartet, wobei Klien bereits jetzt einräumte, dass es auch heuer mehr werden könnten. Die Leistungen stiegen hingegen nur um 1,1 Prozent auf 8,64 Mrd. Euro, was kräftige Gewinnsprünge in den Bilanzen erwarten lässt.

Problemfeld Einbruch

Ein Problemfeld für die Branche sind die gewerblichen Einbruchsdiebstähle, bei denen die Schäden die Prämien deutlich übertreffen. Das Hochwasser des vergangenen Sommers hat Schäden von 100 bis 120 Mio. Euro verursacht, deutlich weniger als die 400 Mio. Euro durch das "Jahrhunderthochwasser" 2002. Schwerer wiegen die Schneefälle der vergangenen Monate, die direkte Schäden von 150 bis 200 Mio. Euro verursacht haben - ein Anstieg der Verkehrsunfälle noch gar nicht eingerechnet.

Für Naturkatastrophen und Terror wünscht sich die Branche eine "politische Gesamtlösung" mit staatlicher Beteiligung - eine "Synchronisierung" von öffentlicher Hilfe und Versicherungsleistungen. Die Verhandlungen laufen. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2006)