Der italienische Staatschef Carlo Azeglio Ciampi hat am Dienstag für starken Pluralismus im italienischen Mediensystem plädiert. Bei der Verleihung eines Journalisten-Preises in Rom rief Ciampi Regierungs- und Oppositionsparteien zu einer korrekten Berichterstattung während der Wahlkampagne für die Parlamentswahlen am 9. und 10. April auf.

"Journalisten haben eine sehr heikle Aufgabe, weil sie eine Hauptrolle bei der Bildung einer kritischen und bewussten Öffentlichkeit spielen", sagte Ciampi. An der unabhängigen Information dürfe nicht gerüttelt werden, mahnte Ciampi.

Die oppositionelle Mitte-Links-Allianz begrüßte die Worte des Staatschefs, die als Kritik gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi interpretiert wurden. Berlusconi, Besitzer der größten privaten TV-Gruppe des Landes, Mediaset, habe mit seinen Vertrauensmännern auch alle Führungspositionen in der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI besetzt. 90 Prozent des italienischen TV-Systems sei unter Berlusconis Kontrolle, klagte die Linke.

Berlusconis Medienmacht angeprangert

Oppositionschef Romano Prodi prangerte Berlusconis Medienmacht an. "Berlusconi hat einen enormen Vorteil im Wahlkampf, weil er Geld und Kontrolle über die Medien hat. Ich merke das an den Umfragen. Die Italiener, die weniger Fernsehen schauen, wählen mich. Diejenigen, die mehr Stunden vor dem Bildschirm sitzen, wählen Berlusconi. Der Premierminister kontrolliert das Fernsehen, daher müssen wir auf die Straßen gehen, um die Leute zu überzeugen, für uns zu stimmen" meinte Prodi. (APA)