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18. Dezember 2002

Während in der kuwaitischen Wüste die Vorbereitungen für den Angriff auf den Irak auf Hochtouren laufen und US-Außenminister Colin Powell warnt, die Welt werde nicht ewig zuwarten, bis Bagdad seine Massenvernichtungswaffen vernichtet, präsentiert der irakische Machthaber Saddam Hussein seinen Generälen seine Verteidigungsstrategie. An dem Treffen nahmen neben Husseins Sohn Kusai, der die Republikanische Garde befehligte, mehrere hochrangige Militärs teil.

Saddams Plan basierte auf britischen Militärtaktiken, die irakische Offiziere in den 50er Jahren studierten.

Foto: APA/epa/Rabih Moghrabi

Im neuen Plan fehlte die bisherige irakische Strategie, angreifende Truppen bereits auf dem Weg in die Hauptstadt durch Hinterhalte zu schwächen. Stattdessen sollen mehrere Verteidigungsringe rund um Bagdad aufgezogen werden. Saddam erklärt sein Konzept anhand einer einfachen Zeichnung, die konzentrische Kreise und die wichtigten Einfallrouten zeigt. Dieses Dokument sollen die deutschen Agenten Volker H. und Rainer M. dem US-Generalstab in Doha zugespielt haben.

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Saddams Skizze in der "New York Times"

Foto: CIA/http://www.lib.utexas.edu

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Mehrere irakische Generäle sollen den Verteidigungsplan kritisiert haben: so wurde bemängelt, dass weder topografische Besonderheiten noch bekannte Stärken und Schwächen der angreifenden US-Armee berücksichtigt wurden.

Der Offizier, der die Verteidigung der südlichen Anmarschwege koordinieren sollte, habe laut "New York Times" sogar offen Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Plans geäußert, wurde aber von Saddams Sohn Kusai (Mitte) zurechtgewiesen: Saddam habe den Plan bereits für gut befunden, die Militärs hätten ihn nur noch auszuführen, gab der Kommandant bei seinem Verhör durch US-Beamte an.

Foto: Reuters/IRAQI TV

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Der "New York Times"-Bericht stellt klar, dass Deutschland entgegen Kanzler Schröders offiziellen Aussagen (4. September 2002: "Unter meiner Führung wird sich Deutschland an einer Intervention im Irak nicht beteiligen") sehr wohl seinen Beitrag zum erfolgreichen Angriff geleistet habe: so hätten abgesehen von den Informationen der Spione in Bagdad deutsche Schiffe im Rahmen der "Task Force 150" Seewege im Roten Meer und im Golf von Aden gesichert, und die Abstellung deutscher Soldaten zur Bewachung der US-Airbase Ramstein habe den Einsatz zusätzlicher US-Truppen für den Angriff möglich gemacht.

Foto: Reuters/Vincent Kessler

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Auch andere Länder haben laut "New York Times" mehr zum Krieg beigetragen, als sie offiziell zugeben wollen: so habe Ägyptens Präsident Hosni Mubarak entgegen seiner Beteuerungen, er lehne eine Beteiligung seines Landes am US-geführten Angriff ab, insgeheim die US-Tankflugzeugen ermöglicht, ägyptische Flughäfen zu benutzen.

So konnten Kampfflugzeuge von Trägern im Mittelmeer aus Ziele im Irak angreifen, die sonst unerreichbar geblieben wären.

Foto: Reuters

Saudi-Arabien beteiligte sich offiziell nicht am Angriff. Insgeheim sollen aber Kommandoeinheiten von einer geheimen Basis in der Nähe des Grenzorts Arar zu ihren Einsätzen gestartet sein.

Die saudische Regierung begründete die weiträumige Absperrung des Gebietes damals mit angeblichen Vorbereitungen auf die Ankunft tausender irakischer Flüchtlinge.

Grafik: NIMA/http://www.lib.utexas.edu/

Die "New York Times" kündigte in ihrer Dienstag-Ausgebe jedenfalls die Veröffentlichung witerer Auszüge aus dem JFCOM-Bericht über irakische Militärstrategien an. (bed)

Screenshot: derStandard.at