Wolfsburg - Acht Monate nach dem Bekanntwerden der VW-Korruptionsaffäre ist der Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vorgelegt worden. Demnach haben die beiden Hauptbeschuldigten in dem Skandal insgesamt Spesen von rund 1,6 Millionen Euro über so genannte Eigenbelege abgerechnet. "Hier wurde das System der Vertrauensspesen klar missbraucht", hieß es in einer Erklärung des Konzerns vom Freitagabend aus Wolfsburg.

Der Bericht war den Angaben zufolge dem Aufsichtsrat auf seiner turnusmäßigen Sitzung zugegangen. Im Vergleich zum letzten Zwischenbericht aus dem November 2005 hätte sich "keine wesentlichen neuen Erkenntnisse ergeben", hieß es. VW-Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder erklärte dazu: "Volkswagen hat seine Lektion gelernt. Mit unserem Ombudsmann-System und strikten Kontrollmechanismen sind wir gegenüber Missbrauch welcher Art auch immer künftig besser gerüstet." VW hatte zwei unabhängige Rechtsanwälte als Ombudsleute eingesetzt, die künftig Hinweise von Mitarbeiter auf Spesenmissbrauch oder andere Unregelmäßigkeiten entgegennehmen sollen.

Partys auf Firmenkosten

In dem Skandal geht es darum, dass der für die Betriebsratsbetreuung zuständige Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer und andere Personen die Kosten für Partys und weitere Spaßveranstaltungen über Spesen zu Lasten von VW abgerechnet haben sollen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt in dem Komplex gegen zwölf Personen, darunter den früheren Betriebsratschef Klaus Volkert und den früheren Personalvorstand Peter Hartz. Hauptbeschuldigte sind der Ex-Skoda-Vorstand Helmuth Schuster und Gebauer. Sie sollen auch versucht haben, dem Konzern zustehende Gelder in die eigenen Taschen umzuleiten.

Der Aufsichtsrat beschloss weiter, sein Präsidium von vier auf sechs Mitglieder zu erweitern. In das Gremium gewählt wurden wie erwartet Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Bernd Wehlauer, stellvertretender Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG. Der Aufsichtsrat stimmet auch dem Einzug von rund 41,7 Millionen Stück VW-Aktien zu, die bisher vom Unternehmen selbst werden. Das Grundkapital der Volkswagen AG werde entsprechend herabgesetzt.

Europcar-Zukunft bleibt offen

Der Aufsichtsrat ließ die Zukunft seiner zum Verkauf stehenden Vermiettochter Europcar aber vorerst offen. Der Vorstand informierte das Kontrollgremium über den Stand des Verkaufsprozesses, legte sich aber nicht auf eine Option fest. Die Möglichkeiten reichten weiter von einem strategischen Ausbau über einen Börsengang bis hin zum Verkauf der VW-Tochter, teilte der Wolfsburger Konzern am späten Freitagabend mit. Abschließende Entscheidungen habe das Gremium nicht getroffen.

Volkswagen hat Europcar im Zuge seines Sparkurses zum Verkauf gestellt. Reuters hatte am Freitag aus mit der Situation vertrauten Kreisen erfahren, dass dem Konzern mindestens vier Kaufangebote vorliegen. Nach Informationen mehrerer mit der Situation vertrauter Personen gehören zu den Bietern der US-Investor Cerberus sowie die Allianz-Beteiligungssparte Allianz Capital Partners.

Auch das Private-Equity-Haus JP Morgan Partners und das Bieter-Gespann aus dem Autovermieter Sixt und der Beteiligungsgesellschaft Apax seien mit im Rennen, hieß es. Es wurde erwartet, dass der Konzern nach der Aufsichtsratssitzung mit einem kleineren Kreis von Bietern in konkrete Verhandlungen eintritt. Eine Entscheidung über das von VW geplante Werk in Russland wurde nicht mitgeteilt. (APA/AP/Reuters)