Ballmuttis: Miss Candy (links) mit Life-Ball-Erfinder Gery Keszler

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Überkandidelt-ironische Mozart-Bezüge bei der Eröffnung durch die Tanzgruppe "Les Schu Schu".

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Die Dragqueen auf dem Red Carpet: der Einzug von Chantal St. Germain

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Es ist reichlich kokett, sich als Alternative zum Opernball zu gerieren. Aber das gehört zum Spiel. Schließlich ist Koketterie ein Wesenszug jener Veranstaltung, zu der Miss Candy - Wiens regierende Dragqueen - am Opernballtag mittlerweile so traditionell lädt, wie im Haus am Ring das Kommando "Alles Walzer" ertönt - wobei "Haus am Ring" nicht mehr wirklich präzise definiert, wovon die Rede ist, fand doch der "Rosenball" heuer erstmals in der Volksgarten-Discothek (für Nichtwiener: Sie liegt am Ring) statt. Und auch sonst gab es - äh - "Ähnlichkeiten" im Setting: eine formale Eröffnung mit überkandideltem, ironischem Mozart-Getue etwa oder bizarre Gegendemo-Gerüchte (die Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt wolle, hieß es, mit Hofratswitwen gegen Moral- und Sittenverfall in der City marschieren). Aber damit hat es sich dann: Kein Mensch käme auf die Idee, Tische mit Pferden zu vergleichen - trotz der jeweils vier Beine. Und der Rosenball ist in Wirklichkeit halt doch einfach eine recht wilde, sehr bunte und ziemlich schwule House-Party, also - abgesehen von der Größe - mehr Life- als Opernball.

Bunte Kür?

Das bestätigte auch Life-Ball-"Mama" Gery Keszler, der den Weg zu Opern- und Rosenball fand: Keszler widersprach Miss Candys Mutmaßung, dass der Opernball schwarz-weiße Pflicht, die Rosen-Redoute aber bunte Kür sei, vehement: "Unsinn." Auch, weil Staatsopernchef Ioan Holender Keszlers wüstes Hinterkopf-Make-up "nicht gerade goutiert habe" - ein paar Häuser weiter fiel es aber gar nicht auf. Freilich: Nicht alle, die öffentlich posaunt hatten, beide Veranstaltungen zu besuchen, kamen auch: Christina Lugner etwa, die noch am Mittwoch überraschend versprochen hatte, samt Gemahl und Frau Electra vorbeizuschauen, ließ sich - erwartungsgemäß - nicht blicken. "Ich gehe nur aus, wenn es mir auch Spaß macht - das ist eben nicht bei allen Leuten so", konnte sich Jeannine Schiller da im Volksgarten den Seitenhieb nicht verkneifen - ein kleines Revanchefoul: In der Oper habe Frau Lugner nämlich versucht "mich mit Gewalt in ihre Loge zu zerren - aber ich wollte nicht hin. Man weiß ja nie, was dem Richard (Lugner; Anm.) dann wieder einfällt." (DER STANDARD-Printausgabe 25./26.02.2006)