Wien - Die deutsche EthikBank, eine auf "ethische und ökologische Geldanlagen" spezialisierte Direktbank, weitet ihren Aktivitätsradius nun auch nach Österreich aus. Als Tochter der Volksbank Eisenberg betreibt keine Filialen und veranlagt nach ethischen Kriterien. Damit kommt erstmals eine so genannte "Alternativbank" nach Österreich.

In Österreich gebe es "ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein und keine Sprachbarriere", sagte Gründungsmitglied und Prokuristin Sylke Schröder heute, Donnerstag, vor Journalisten in Wien. In Österreich gebe es "möglicherweise noch mehr Bewusstsein für ethische Veranlagungen als in Deutschland". Allerdings steckten hierzulande Direktbanken noch in den Kinderschuhen, Österreich liege in dieser Hinsicht "auf dem Niveau von Deutschland im Jahr 1997".

Die Kriterien

Die Veranlagung der EthikBank erfolgt nach einem "Mix aus Tabu- und Positivkriterien". Nicht investiert wird etwa in Unternehmen, die Atomkraftwerke bauen, Saatgut gentechnisch verändern, im Rüstungsbereich aktiv sind, ozonschichtzerstörende Chemikalien herstellen oder Kinder beschäftigen. Damit seien Firmen wie DaimlerChrysler, Lufthansa (Rüstung), Bayer (Gentechnik) sowie E.ON und RWE (Atomkraft) aus dem Rennen, so Schröder. Aus dem verbleibenden Pool wird dann noch nach "Positivkriterien" - wie Personalentwicklung, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Maßnahmen gegen Korruption - gefiltert. Anders als bei manchen "Ethikfonds" ist aber etwa die Produktion von Tabakwaren, Alkohol, Antibabypillen u.a. kein Ausschließungsgrund. "Wir haben keinen Vollständigkeitsanspruch", heißt es.

Ausgeschlossen sind auch Investitionen in Länder, die gegen Grundrechte oder Nachhaltigkeitskriterien (Umweltschutz) verstoßen. Damit sind etwa die Türkei oder die USA nicht vertreten. Das aktuelle Portefeuille ist im Internet abrufbar.

Anlagegeschäft

Die Bank konzentriert sich ausschließlich auf das Anlagegeschäft, Kredite werden nicht vergeben. In Österreich werden zunächst nur Tagesgeldkonten in unterschiedlichen Varianten angeboten. Die aktuelle Verzinsung für täglich fälliges Geld liegt bei 2,50 Prozent (bis Ende Mai). Privatkunden können "bewusst einen Teil ihrer Zinsen an ein Förderprojekt ihrer Wahl spenden", etwa an ein bulgarisches Waisenhaus oder eine Mädchenschule in Afghanistan. Schrittweise soll die Produktpalette erweitert werden, ab 2008 soll auch Zahlungsverkehr möglich sein.

Die Ziele der deutschen Ethik-Banker in Österreich sind zunächst bescheiden: Im ersten Jahr rechnet man mit 250 Neukunden, bis 2008 sollen es 1.500 sein. In Deutschland hat die 2002 gegründete Bank mittlerweile 5.000 Kunden, verwaltet wird ein Volumen von knapp 50 Mio. Euro. Für schwarze Zahlen reicht das noch nicht. Bisher hat die Direktbank nur Verluste geschrieben, heuer soll der Turnaround gelingen.

Die EthikBank beschäftigt nur sieben Personen. Es gibt keine Filialen, der Kundenkontakt erfolgt per Post, Fax, Telefon und Internet, auf Werbung wird verzichtet: "Unsere Kunden finden uns in der Presse, im Internet, oder sie kommen auf Grund einer Empfehlung zu uns", so Schröder. (APA)