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Die von der Designerin Jil Sander 1975 gegründete Modefirma schreibt seit längerem Verluste.

Foto: APA/AP/Luca Bruno
Der Mailänder Modekonzern Prada gab während der Modewochen in Mailand den Verkauf seiner deutsche Tochtergesellschaft Jil Sander an die britische Investorengruppe Change Capital Partners (CCP) bekannt. Der Verkaufspreis wurde nicht genannt.

Prada hatte 1999 um rund 100 Mio. Euro für 75 Prozent des von der Hamburger Modedesignerin Jil Sander vor dreißig Jahren gegründeten Unternehmens gezahlt. Die auf den Erwerb von Markenfirmen spezialisierte Change Capital Partners wird nicht nur die Marke, sondern auch das Führungsteam übernehmen.

Sander wieder Stilistin

Angeblich soll Jil Sander wieder als Stilistin für "ihr" Unternehmen tätig sein. Die Firmengründerin hatte sich nach wiederholten Unstimmigkeiten mit dem als cholerisch bekannten Prada-Großaktionär und Chef Patrizio Bertelli gänzlich zurückgezogen. Damit sind auch die Verkaufszahlen rapide gesunken, das Unternehmen schreibt seit 2002 rote Zahlen. Im Vorjahr leitete Bertelli eine drastische Restrukturierung ein. Die deutsche Produktion wurde geschlossen, 160 Mitarbeiter entlassen, nur 100 Arbeitsplätze für Design- und Produktentwicklung sowie Markenmanagement blieben über.

Gewinne geplant

Jil-Sander-Chef Gian Giacomo Ferraris plant, heuer bei 140 Mio. Euro Umsatz wieder einen operativen Gewinn zu schreiben, da die Umgestaltung des Unternehmens kurz vor dem Abschluss stehe. Eine Rückkehr der Designerin würde dem Unternehmen zweifellos mehr Glanz verleihen: Die Designerin war die einzige Vertreterin Italiens, welche die Modezeitschrift Vogue im Vorjahr zu den sieben einflussreichsten Modestilisten in der Welt wählte.

Fokus auf Prada und Miu Miu

Prada-Chef Bertelli begründete den Verkauf mit dem künftigen Fokus auf den Marken Prada und Miu Miu. Der Konzern hatte in den 90er- Jahren zahlreiche Modemarken aufgekauft und damit Schiffbruch erlitten. Abgesehen von Jil Sander hat Prada bereits 55 Prozent des Nobelschuhkonzerns Church's abgegeben. Auch die österreichische Markenfirma Helmut Lang stehe zum Verkauf, heißt es im Konzern. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2006)