Foto: STANDARD/Regine Hendrich
"Hier ist wurscht, was Haider spielt" Zum zehnten Mal moderiert Alfons Haider den Opernball im ORF. Mit unverminderter Lust auf den Handkuss und nachhaltigen Ressentiments gegenüber der Wiener Szene, erzählte er dem STANDARD:

STANDARD: Sie moderieren den Opernball heuer zum zehnten Mal. Was ist so toll daran?

Haider: Für mich ist der Opernball ein Wunder. Die Reinkarnation der Monarchie. Ich stehe zur Demokratie, aber wenn der Bundespräsident und die halbe Regierung dort stehen und Bundes-, wie Europahymne abgespielt werden: Seien wir ehrlich, dann ist das ein Stück Kaiserhaus. Wir suchen uns ja auch jedes Jahr Ersatzprinzessinnen. Gaststar Carmen Electra zum Beispiel. Sie ist bei den Amerikanern extrem beliebt und gilt als sehr professionell. Hierzulande gelingt es interessanterweise einem Teil der Medien, sie als "Kleinsexmädchenpipi" hinzustellen. Wir haben hier einen Spleen, alles zu dramatisieren und zu skandalisieren.

STANDARD: Dann bleiben wir gleich dabei: Als Thomas Klestil starb, sollen Sie sich in Stockerau als Willi Forst an ihr Theaterpublikum gewandt und mit erstickter Stimme "Gott schütze Österreich" gesagt haben. Die perfekte Maske?

Haider: Und das glauben Sie? Wer das für möglich hält, müsste mich schon für einen Volltrottel halten. Thomas Klestil starb am Abend nach der Premiere, das stimmt, und ich habe etwas gemacht: nämlich die Premierenfeier abgesagt. Mit solchen Gerüchten unterhält sich der Wiener Eifersuchtshaufen. Ich bin keine Maske, das ist ein Vorurteil. Und ich kann es schon nicht mehr hören.

STANDARD: Das wäre dann einer jener Momente gewesen, die Christian Högl von der Homosexuelleninitiative meint, wenn er sagt: "Alfons Haider kann sehr, sehr peinlich sein." Haider: Christian, wer? Die offiziellen Vertreter der Schwulenszene haben zu mir stets ein schlechtes Verhältnis gehabt. Das liegt auch daran, dass ich in einer Zeit im Fernsehen groß geworden bin, wo es berufstödlich gewesen wäre, sich zu outen. Damals haben sie mir Feigheit vorgeworfen. In der Sekunde, in der ich es dann getan hatte, haben sich aber genau diese Leute umgedreht und mich wegen Eigenwerbung verurteilt.

STANDARD: Also keine Maske. Das heißt, der Küss-die-Hand-Galan ist auch echt?

Haider: Ich habe überhaupt kein Problem damit, einen Handkuss anzudeuten, wenn ich spüre, dass eine Frau das möchte oder wenn mir eine Frau besonders sympathisch ist. Dass das in öffentlichen Kreisen als uncool gilt, ist mir egal. Ich bin so erzogen worden. So schlecht kann's außerdem nicht sein: Ich spiele Theater vor vollen Sälen. Ich habe Menschen, die mir nachreisen. Und das sind nicht zwei oder drei. Ich habe in Deutschland einen Theaterpreis bekommen, aber hier ist es wurscht, was der Haider spielt. Das ist verletzend.

STANDARD: Sie verfolgen Ihre Karriere auch mit eigenwilliger Kontinuität: Heute in der Carnegie Hall, morgen im Volksbildungshaus in Gerasdorf.

Haider: Ist das nicht großartig? Ich habe 144 Folgen in einer amerikanisch-französischen Serie mitgespielt. Was sollte ich aber heute auf Dauer in Hollywood? Das tue ich mir nicht mehr an.

STANDARD: Wo gefällt's Ihnen besser: am Opernball oder am Rosenball?

Haider: Das ist so schwer zu vergleichen, wie die Frage, sind Sie lieber vor der Kamera oder auf der Bühne. Beides ist einzigartig.

STANDARD: Und Sie ziehen beides bis frühmorgens durch?

Haider: Das stimmt ja nicht. Ich war seit drei Jahren nicht mehr am Rosenball. Wir haben bis 1.30 Uhr Dienst im ORF. Ich hätte danach weder Kraft, noch Lust auf den Rosenball zu gehen.

STANDARD: Am 10. März starten die zweiten "Dancing Stars". Wie hoch ist Ihre Erwartung? Haider: "Dancing Stars" ist das Comeback der großen Unterhaltungsshow. Die zweite Staffel wird genauso gut gehen wie die erste. Für den ORF wird es allerdings schwierig, daran anzuknüpfen. (DER STANDARD; Printausgabe, 23.2.2006)