Hannover - Die deutsche Geldtransport-Firma Heros liefert trotz ihrer Insolvenz zunächst weiter. "Bis jetzt gehen die Transporte weiter", sagte eine Heros-Sprecherin am Dienstag in Hannover. Wie lange das so bleibe, könne sie aber nicht sagen. Wegen der Insolvenz von Deutschlands größter Geldtransport-Firma wurden Engpässe bei der Bargeldversorgung befürchtet.

Heros hat nach Branchenangaben einen Marktanteil von rund 50 Prozent im Geldtransportgeschäft in Deutschland. Zum Insolvenzverfahren und zur Zukunft von Heros werde sich der Insolvenzverwalter möglicherweise bald äußern, sagte die Sprecherin.

Der Betrugsskandal beim größten deutschen Geldtransport-Unternehmen hat sich den Ermittlungen zufolge in den Führungsetagen abgespielt. Zwei der Verhafteten seien der Unternehmensführung zuzurechnen, zwei der Ebene darunter, sagte Staatsanwalt Norbert Jansen am Dienstag in Mönchengladbach.

Insolvenz aller 23 Tochterunternehmen

Einige von ihnen hätten zu den Vorwürfen Stellung genommen und auch die Höhe des Schadens auf 300 Millionen Euro beziffert. "Wir ermitteln nicht gegen Geldtransport-Fahrer", betonte Jansen. Das Unternehmen hatte nach Bekanntwerden des Falls Insolvenz für 23 Tochterunternehmen angemeldet.

Zur Frage, wie die Beschuldigten lange Zeit unbemerkt 300 Millionen Euro abzweigen konnten, machten die Ermittler am Dienstag aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. Nach der Durchsuchungsaktion vom Freitag müsse nun erst das beschlagnahmte Material gesichtet und sortiert werden.

"Spendabler Lebemann"

Einer der vier verhafteten Männer soll aus Frechen bei Köln stammen. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete, der Mann sei für die Heros-Tochter Nordcash (Viersen) in verantwortlicher Position tätig gewesen und habe unterschlagenes Geld in mehrere neu gegründete Firmen wie eine Werbeagentur und ein Sportgeschäft gesteckt. Der Verdächtige habe zudem zwei Hotels in Bulgarien gebaut. Im Frechener Vereinsleben galt er als "spendabler Lebemann", der das Geld etwa beim Karneval oder im Sport immer "locker sitzen" hatte, wie das Blatt am Dienstag weiter schrieb.

Notfallpläne

Zu den Opfern des Betrugsfalls gehören Deutschlands große Handelskonzerne wie Metro und Karstadt ebenso wie die großen Banken. Der Metro-Konzern, mit seinen Töchtern Kaufhof und real, stellte bereits am Freitag jede Zusammenarbeit mit Heros ein, wie Sprecher Jürgen Homeyer mitteilte. "Die sind komplett raus." Das Unternehmen habe für derartige Situationen Notfallpläne in den Schubladen. Der Schaden halte sich in geringen Grenzen.

Auch Karstadt-Sprecher Jörg Howe räumte ein: "Es sieht so aus, als wären wir auch betroffen." Wie hoch der Schaden sei, könne man jedoch noch nicht sagen. Der Schaden bei der Commerzbank belaufe sich auf 40 Millionen Euro, meldete handelsblatt.com unter Berufung auf Unternehmenskreise. Auch die Deutsche Bank habe bei der Versorgung von Geldautomaten mit der Heros-Tochter Securitas zusammengearbeitet. (APA/Reuters/dpa)