Geld hat einen Veranlagungsnotstand, sagte ein Immobilienmanager und traf damit genau den Kern: Seit dem Platzen der New-Economy-Blase und den Kursstürzen an den Aktienmärkten nach den Terroranschlägen in den USA waren die Anleger verunsichert. Gefragt waren wieder sichere Investments, und so wurden Immobilienveranlagungen der große Renner. In Westeuropa boomten die Fonds, doch die wirkliche Cashcow sehen viele in Osteuropa, wo die Märkte mit jenen der Nachkriegszeit in Westeuropa verglichen werden.

In der kurzen Zeit seit Jahresbeginn sammelten in Österreich allein drei börsennotierte Immo-Gesellschaften vier Milliarden Euro ein, um 500 Millionen mehr als im gesamten Vorjahr. Die Herausforderung, vor der die Unternehmen stehen, ist folgende: Sie müssen für dieses geborgte Geld der Anleger geeignete Objekte im Osten finden, die auch mit Gewinn wieder vermietet werden können, oder es muss Grünland erworben werden, das dann in mühevoller Kleinarbeit entwickelt und vermarktet wird. Gleichzeitig versprechen die Gesellschaften ihren Aktionären Traumverzinsungen, die weit über dem Durchschnitt herkömmlicher Immobilienerträge liegen.

Die Ziele von Immoeast, Conwert und Meinl European Land sind ambitioniert, ehrgeizig und anspruchsvoll. Nur Geld einzusammeln wird aber zu wenig sein, es geht also um die Umsetzung, und dafür braucht man gut ausgebildete Mitarbeiter, die auch im Risikomanagement Erfahrung haben. In Osteuropa wird man sie nicht finden, dort gibt es in der Projektentwicklung keine Tradition. Gefahr droht nur, wenn das Wirtschaftswachstum im Osten nachlässt, die Mieten ausbleiben, oder ganz lapidar der Boom zu Ende geht. Aber: Risiko und Chance sind eben Schwestern, die nahe beieinander stehen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2006)