Wien - Auch wenn es in der Schweiz weiterhin Kritik am Verkauf von Swiss, Überbleibsel des Pleite gegangenen Nationaljuwels Swissair, gibt und in Bezug auf den anhaltenden Sanierungskurs gelegentlich böse Worte gegenüber dem Käufer Lufthansa laut werden: Aus Sicht des Lufthansa-Konzerns kommt die Integration der beiden Airlines gut voran. Vor Kurzem fand das Delisting von der Börse statt, 100 Prozent sind jetzt im Besitz der "Air Trust", eine AG, an der Lufthansa über Stiftungen derzeit 49 Prozent, die Schweiz die Mehrheit hält.

Die weitere Übernahme erfolge Zug um Zug mit der Übertragung von Verkehrsrechten der Swiss an die Lufthansa, erklärte der bei Lufthansa für die Integration zuständige Projektleiter Jens Bischof, ein Prozess der noch bis 2007 dauern wird. Dann löst sich die Stiftung auf, die Lufthansa wird direkter Eigentümer - allerdings bleibe der Schweiz über eine weitere Stiftung ein Hebel, um Einfluss zu nehmen und die Anbindung des Standorts zu sichern.

"Keine gelb-blaue Swiss"

Klar sei jedenfalls, dass die Marke Swiss intakt bleibe, "es wird keine Lufthansa mit Schweizerkreuz oder eine gelb-blaue Swiss geben", erklärt Bischof gegenüber dem STANDARD. Es gebe zwar ein zentrales Konzernleitbild, das für beide Airlines verbindlich sei, aber "Multihubbing und Multibrands" - Betrieb mehrerer Drehkreuze inklusive Zürich und beide Marken - "erlaubt dem Gast zu wählen, ob er eher schweizerischen oder deutschen Anstrich haben will, bietet aber auch Wechselfähigkeit im Gesamtsystem. Eine gemeinsame Uniform ist nicht angedacht." Ist das nicht auch das Versprechen, das die Star Alliance in Hinblick auf ihre Mitgliederairlines gibt? "Bei Lufthansa-Swiss kommunizieren wir, dass wir ein Konzern sind, in dem die gleiche Qualität garantiert wird", sagt Bischof, die Allianz würde zwar in einzelnen Märkten den jeweils "bestmöglichen" Qualitätsstandard bieten, "aber es ist nicht durchgängig".

"Back Office" sparen

Synergien ergeben sich aus dem "Back Office" - wie beim Vielfliegerprogramm, wo ein IT-System eingespart werden kann, Flotteneinkauf, Kerosin-Hedging oder wie die Integration der Swiss-Flotte in die Lufthansa-Versicherungspolizze, "das bringt rasche Effekte". Schrittweise werden Landesbüros zusammengelegt, ebenso wie die Abfertigung an den Flughäfen. Dabei wolle man "nicht einfach Lufthansa überstülpen", sonder "von beiden Seiten lernen". Gibt es Personaleinsparungen? "Sowohl Lufthansa als auch Swiss haben Effizienzprogramme", sagt Bischof - allerdings mit unterschiedlichen Dimensionen: Während sich "die Swiss redimensioniert", soll heißen weiterhin schrumpft, bringt das Lufthansa-Wachstum auch bei höherer Effizienz Mitarbeiterzuwachs. Konzernweit beschäftigt Swiss derzeit rund 7400 Mitarbeiter und steht vor Kürzungen, Lufthansa hat rund 91.000 Mitarbeiter und rechnet mit einem Zuwachs von 2400. Ein Präferenzprogramm für Swiss-Mitarbeiter gibt bei Aufnahmen nicht. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.2.2006)