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Wie gewonnen so zeronnen.

Foto: Reuters/Balogh
Turin - Der erste Doping-Fall der XX. Olympischen Winterspiele betrifft die russische Biathletin Olga Pylewa. Die Olympiazweite über 15 km ist positiv auf das Stimulanzmittel Carphedon getestet worden. Die Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees disqualifizierte sie nach einer Anhörung am Donnerstag, in der sie Medikamenteneinnahme gestanden haben soll und schloss die Sportlerin gleichzeitig von den Spielen aus.

Die Deutsche Martina Glagow rückt daher hinter der Olympiasiegerin Swetlana Ischmuratowa (RUS) auf Rang zwei vor, tauscht somit Bronze gegen Silber. Die Russin Albina Achatowa darf sich über Bronze freuen. In diesem Zusammenhang erwähnenswert, dass Achatowa bei der WM 2003 in Chanty Mansisk hatte an den Start gehen dürfen, obwohl sie zuvor der Einnahme eines Stimulanzmittels überführt worden war. Sie soll das Medikament damals ohne Eigenverschulden eingenommen haben. An ihrer Stelle war die Teamärztin mit einer Sperre belegt worden.

Glagow (26) reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Nachricht. "Ich habe mich über Bronze gefreut. Es ist direkt schade, dass ich es wieder hergeben muss", sagte sie nach ihrem 17. Platz im Sprint, für den Pylewa bereits vom IOC suspendiert worden war. Zugleich war sie geschockt über diesen Sport-Betrug: "Mich hat es ganz schön gefroren. Es ist brutal, dass es im Biathlon so etwas gibt."

IOC-Vizepräsident Thomas Bach hatte bereits vor der Anhörung ein "hartes Durchgreifen" ankündigte. "Es gilt das Prinzip der strikten Verantwortlichkeit", erklärte er. Danach müssen die Athleten selbst aufpassen, was sie zu sich nehmen. Im Fall von Pylewa handelt es sich um ein Stimulanzium, das Anfang der 90er-Jahre in Russland für das Militär und Kosmonauten entwickelt wurde. Wie das Institut für Biochemie in Köln auf seiner Website mitteilte, sei es vermutlich auch zur Leistungssteigerung für Sportler geschaffen worden.

Die 30-jährige Weltmeisterin von 2004 und 2005 aus Krasnojarsk, soll das verbotene Mittel wegen einer Fußverletzung eingenommen haben. Die 30-jährige Weltklasseathletin hatte sich vor dem Weltcuprennen am 13. Jänner in Ruhpolding den Fuß beim Joggen umgeknickt. Zur Behandlung ließ sie ihre Privatärztin Nina Winogradowa aus ihrer Heimatstadt einfliegen. "Das war hundertprozentig der Fehler der Ärztin", sagte Nikolai Durmanow, Leiter der russischen Anti-Doping-Kommission.

Die Internationale Biathlon-Union (IBU) will nun am Freitag über das Strafmaß entscheiden; das IBU-Reglement sieht eine Sperre von zwei Jahren vor. "Es ist eine schlechte Sache, dass jemand positiv getestet wurde, aber gut, sie erwischt zu haben", meinte Richard Pound, Vorsitzender der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City hatte es insgesamt sieben Doping-Fälle gegeben. Darunter waren auch der dreimalige deutsch-spanische Olympiasieger Johan Mühlegg (seine Goldene über 30 km erhielt der Österreicher Christian Hoffmann, Silber sein Landsmann Michail Botwinow) sowie die beiden russischen Langläuferinnen Larissa Lasutina und Olga Danilowa. Im Vergleich zu 2002 ist die Anzahl der Doping-Kontrollen vom IOC von 700 auf 1.200 Tests ausgeweitet worden.(APA/dpa/Reuters/AFP)