Another Denmark wirbt für Versöhnung zwischen Dänen und Muslimen.

foto: http://www.anotherdenmark.org/
Über 63.000 Dänen haben Versöhnungsbriefe und Grüße über das Internet in die islamische Welt geschickt. Möglich macht dies die seit knapp einer Woche existierende Website www.anotherdenmark.org . Über 700.000 Menschen haben die Website bisher besucht. Mehr als 12.000 dänische UserInnen nutzten die Gelegenheit, um einen offenen Brief zu unterzeichnen, der sich scharf von den Mohammed-Karikaturen abgrenzt.

Seit einigen Tagen ist es auch in arabischen und anderen muslimischen Ländern möglich, zurückzuschreiben. Ein Service, der bereits von vielen Muslimen mit Begeisterung aufgegriffen wurde. Türkische und irakische Zeitungen trugen maßgeblich zur Bekanntmachung der Website bei, indem sie den offenen Brief veröffentlichten. Der dänische PR-Experte Nikolai Lang, einer der Initiatoren des Projekts, erklärt im Interview die Motive hinter dieser dänisch-muslimischen Initiative.

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Wie kamen Sie auf die Idee, eine Kommunikationsplattform zwischen Dänen und Muslimen aufzubauen?

Lang: Es war für mich und viele andere Dänen einfach frustrierend, mit anzusehen wie in der Diskussion um die Mohammed-Karikaturen Extremisten beider Lager die Gelegenheit ergriffen, den Streit für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen. Das da ein falsches Bild gezeichnet wird vom gewöhnlichen Dänen, das ist für die meisten Bürger sehr belastend.

In Dänemark gibt es keine Fremdenfeindlichkeit?

Lang: Die gibt es natürlich. Und auch verbohrte Muslime. Aber die Mehrheit der Bürger ist an einem friedlichen, toleranten Miteinander interessiert. Leider kommen diese vernünftigen Bürger eben nicht genug zu Wort, und deswegen kamen wir auch auf die Idee, ihnen die Gelegenheit zu geben, zu zeigen, dass es auch sehr viele andersdenkende Dänen gibt, die einfach nur friedlich und in gegenseitigem Respekt mit ihren muslimischen Mitbürgern zusammenleben wollen. Bis jetzt haben wir darauf eine überwältigende Resonanz erfahren.

Aus welchen Ländern kommen die meisten Briefe?

Lang: Hauptsächlich kommen die Briefe aus Kuwait, Saudi-Arabien, den USA, Bangladesch und dem Libanon. Eigentlich von Muslimen aus der ganzen Welt. Daran kann man sehen wie global dieser Konflikt ist.

Steckt hinter der Plattform eine politische Partei?

Lang: Politisch sind wir nicht im Sinne von parteipolitisch. Wir haben ganz unterschiedliche politische Auffassungen, und wir sind auch in keiner Weise religiös dominiert. Was uns allerdings eint, ist die Auffassung, dass die Regierung unter Anders Fogh Rasmussen nicht gut ist für unser Land und erheblich zum jetzigen Konflikt beigetragen hat.

Wird es die Plattform auch noch geben, wenn der Streit um die Karikaturen beigelegt werden sollte?

Lang: Wir möchten unseren Bekanntheitsgrad in der arabischen Welt erweitern und als feste Austauschplattform bestehen bleiben, sozusagen als ein Kanal zwischen dänischen Bürgern und muslimischen Bürgern. Außerdem denken wir über die Einrichtung eines Diskussionsportals und dem Austausch von Friedensgrüßen per MMS nach. Da gibt es viele spannende Möglichkeiten.

Was halten Sie von der Reaktion der Tageszeitung "Jyllands Posten" auf die Kritik an den Karikaturen?

Lang: "Jyllands Posten" hätte schon die ersten Einwände der muslimischen Mitbürger ernst nehmen sollen. Aber sie waren viel zu verstrickt in diesem lokalen, nationalen Kulturkampf und blind für die Erkenntnis, dass auch das kleine Dänemark Teil einer multi-kulturellen Gemeinschaft ist, die in einer globalen Wirklichkeit angesiedelt ist.

Unsere muslimischen Mitbürger fühlten sich nicht ernst genommen und suchten Unterstützung in ihren Herkunftsländern. Das schürte die Proteste. Hätte man die Muslime in der Debatte von Anfang an ernster genommen, wäre das nicht so eskaliert.

Denken Sie, dass es noch eine Entschuldigung der Zeitung geben wird?

Lang: Nein, das glaube ich nicht. Man sitzt die Sache hinter geschlossenen Türen aus. Das ist eben typisch in Dänemark.