Glawischnig bringt Krapfen, Van der Bellen überreicht der "ZEltstadträtin" Herta Wessely Sackerln mit Spänen

Foto: Standard/Cremer
Seit 38 Tagen wird der Bacherpark in Margareten vom Volk besetzt – als Protest gegen den Bau einer "Volksgarage". Am Mittwoch kamen Alexander Van der Bellen und Eva Glawischnig zu Besuch.

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Wien – Ein paar umgeschnittene Bäume, die Kälte, die Zelte – da hängt schon ein Hauch von Hainburgstimmung in der eisigen Luft. Mitten in der Stadt. Obgleich die Dimension natürlich eine vollkommen andere ist. Der Park von Margareten ist ein Futzerl, verglichen mit der Au von Stopfenreuth. Folglich ist auch die Schar der Demonstranten eine entsprechend kleinere. Und es stehen ihnen auch keine Cordons von Uniformierten gegenüber.

Zündeln" im Park

Aber hoher Besuch war angesagt an diesem Mittwoch, am Tag 38 der Parkbesetzung gegen den geplanten Garagenbau – Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und Vizechefin Eva Glawischnig bringen Krapfen und Säcke mit Holzspänen vorbei. "Da hamma leider ein Problem", begrüßt sie die "Zeltstadträtin" Herta Wessely. Sie selbst habe zwar noch noch nie Derartiges hier gehört – aber in der Presse sei gestanden, dass laut Bezirk das "Zündeln" im Park "ein Feinstaub-Risiko" sei.

"Das nehmen wir gerne auf uns", schüttelt Glawischnig den Kopf. "Das ist ja Anstiftung", lacht Wessely. Quasi Anstiftung zur Verfeinstaubung.

Dabei werde schon lange nicht mehr in der metallenen Tonne Feuer gemacht. Längst ist das Camp im Park perfekt ausgerüstet. Wessely führt herum, zeigt die Schlafzelte. Die Hütte als Gemeinschaftsraum ist ausgestattet mit Gasöfen und Bildern des Dalai Lama und der vierarmigen, elefantenrüsseligen Hindu-Gottheit Ganesha. Am Eingang hängt der "Bacherpark-Rap", den hatten türkische Jugendliche für die Besetzer gedichtet.

Die Kälte von drinnen

"Wir bewundern ihr Engagement sehr", so Van der Bellen, "und das in der ärgsten Kälte". Das ist das Stichwort für Wessely: "Die Kälte von draußen ist nicht so schlimm wie die Kälte in den Amtsstuben." Nicht einmal der Bezirksvorsteher habe vorbeigeschaut – oder irgendjemand von der SPÖ.

Ob nun tatsächlich, wie angekündigt, ein Mediationsverfahren durchgeführt wird, darauf sind die Parkbesetzer sehr gespannt. Voraussetzung müsse echte Chancengleichheit sein, das Verfahren müsse "ergebnisoffen" durchgeführt und sämtliche Argumente geprüft werden.

Inzwischen steht Wessely mit ihren Gästen vor den Stummeln jener Bäume, die zum Auftakt der Bauarbeiten Anfang Jänner umgeschnitten worden sind. "Die Pappeln waren das Wahrzeichen des Parks", erinnert sie. "Da wird immer gesagt, dass die kaputt waren – aber das hat überhaupt nicht gestimmt." "Das ist der berüchtigte und gefährliche Garagenholzwurm", diagnostiziert Glawischnig.

Die Zeltstadt bleibt

Auch wenn die Bäume gefallen sind – die Bürgerinitiative will jedenfalls im Park bleiben, bis es eine Lösung des Problems gibt. Und das wird nicht das Ende sein: "Wir werden weitermachen und uns im Bezirk für mehr Bürgermitbestimmung einsetzen."

Danach zieht die fröstelnde und leicht vergatschte Gruppe weiter in die französische Weinhandlung "La Cave" am Bacherplatz. "Ach! Hier sind wir gesessen", erinnert sich auf einmal der Grünen-Chef. Das war 1999 und da hatten genau hier die Roten mit den Grünen verhandelt. Hatten auf Bundesebene höchst diskrete Vorgespräche geführt – vergeblich, wie sich dann bei der Nationalratswahl zeigte.

Jetzt, sieben Jahre später, sind sie allein wieder zum Park zurückgekehrt. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 16.2.2006)