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Grafik

Xgl - drei Buchstaben, die in den letzten Tagen und Wochen für einige Furore in der Linux-Community gesorgt haben. Kein Wunder: Der 3D-beschleunigte Grafikserver bietet eine Reihe von neuen Möglichkeiten für den Unix/Linux-Desktop. Nicht zuletzt sorgen wohl die gezeigten optischen Spielereien für die Begeisterung. Natürlich kann sich auch der WebStandard solchen Begehrlichkeiten nicht ganz verschließen und hat keine Mühen gescheut, um selbst einen ersten Blick auf Xgl zu werfen.

Im Gegensatz zu einem klassischen X-Server verwendet...

Grafik: Archiv

Xgl

OpenGL um den Desktop zu zeichnen. Neben den hübsch anzusehenden Effekten, ergeben sich daraus noch eine Reihe von anderen Möglichkeiten und Vorteilen, zum Beispiel wird die Darstellung von kantengeglätteten Schriften deutlich beschleunigt. Für die Zukunft wohl noch wichtiger: Die Vektorgrafikbibliothek Cairo kann auf die 3D-Beschleunigung zugreifen, so werden auflösungsunabhängige Desktop-Darstellungen möglich. Dies ist vor allem für Displays mit sehr hoher Auflösung wichtig, auf denen sonst die einzelnen Interface-Teile schlicht zu klein werden. Zusätzlich freut sich natürlich das UI über die bisher brach liegende Kraft der 3D-Prozessoren.

Xgl ist maßgeblich von...

Screenshot: Redaktion

David Reveman

intern bei Novell entwickelt worden. Der Code dafür wurde größtenteils bereits Anfang Jänner freigegeben, allerdings hat bis vor kurzem noch das Stück Software gefehlt, dass die ganze Angelegenheit zum "Glänzen" bringt: Der Compositing Manager compiz ist für die Effekte zuständig. Ein Teil davon konnte dank der COMPOSITE und DAMAGE-Erweiterungen, die bereits einige Zeit bei X.org enthalten sind, und anderen Compositing Managern wie dem xcompmgr bereits bestaunt werden, etwa die weichen Schatten (vorheriges Bild) oder der Einblendeffekt. Die sind jetzt - allerdings 3D-beschleunigt - auch bei compiz wieder dabei, stellen aber halt keine große "Neuigkeit" mehr da.

Viel...

Screenshot: Redaktion

beeindruckender

sind da schon andere Effekte. So ermöglicht es der compiz etwa die einzelnen virtuellen Desktops auf einen Würfel zu projizieren. Beim Wechsel zwischen den Oberflächen klappt dann der Würfel recht Eye Candy-trächtig um. Der Clou daran: Die einzelnen Fenster sind keineswegs statisch, sondern werden weiterhin auch in der Bewegung aktualisiert, dies gilt auch für ladende Webseiten oder gerade abgespielt werdende Filme.

Besonders schön zeigt sich das, wenn man Programme, die über den Rand eines Desktops...

Screenshot: Redaktion

hinausgeschoben

werden, aus einer Eckperspektive betrachtet. Nicht nur, dass das Video weiterläuft, das Bild wird auch korrekt an die Konturen des Würfels angepasst. Wer jetzt erwartet, dass dies die Hardware in die Knie zwingt, der irrt: Auf dem Testgerät (Athlon XP 3200+ / NVidia Geforce 6600GT) lässt sich das alles völlig flüssig und ganz ohne Ruckeln darstellen. Die Entwickler versprechen, dass es auch mit wesentlich weniger leistungsfähiger Hardware keine Probleme geben soll.

Neben dem Wechsel zwischen den Desktop-Oberflächen kann der...

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Würfel

auch frei bewegt werden. Dabei fällt natürlich auf, dass er auch eine - eigentlich leere - Oberseite besitzt. Auf diese können Grafiken im SVG-Format gepackt werden, doch nicht nur das: Es können gleich mehrere Grafiken definiert werden, und mittels der Space-Taste zwischen den einzelnen Bildern gewechselt werden, quasi ein Mini-Präsentationsprogramm.

Wer es gern...

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klaustrophobisch

mag und kein Problem damit hat, sich vollkommen vom eigenen Computer umzingelt zu fühlen, kann den Würfel-Effekt auch so umgestalten, dass man selbst im Inneren sitzt.

All das Finetuning der einzelnen Effekte kann im...

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gconf-editor

vorgenommen werden. Damit auch gleich zu einer der zentralen Fragen, die in den letzten Tagen immer wieder aufgetaucht ist, der der Unterstützung für die einzelnen Desktops: Xgl macht hier keinen Unterschied, da er ja bildlich gesprochen eine Ebene unter der Desktop-Umgebung liegt, die Möglichkeiten stehen also allen gleichermaßen zu Verfügung. compiz hingegen ist derzeit vor allem auf eine GNOME-Umgebung ausgerichtet - immerhin ist er ja auch vornehmlich für den Novell Linux Desktop 10 entwickelt worden. Zwar lässt sich compiz auch unter anderen Umgebungen zum Laufen bringen, um alle Möglichkeiten zu nutzen und vor allem die Konfiguration vorzunehmen, werden allerdings einige GNOME-Bestandteile benötigt. Aber: Zumindest am KDE-Support wird bereits gearbeitet.

Aber weiter mit den...

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Spielerein

Wie sich zeigt, lassen sich nicht alle davon sehr gut in Screenshots verpacken. Aber keine Angst: Der "Wobbly Windows"-Effekt - den übrigens Red Hat bereits vor einem Jahr als erstes demonstriert hat - sieht in Bewegung wesentlich besser aus. Auch hier wird ein laufendes Video korrekt verzerrt, ohne dass das Abspielen in irgendeiner Weise beeinträchtigt wird.

Natürlich stellt sich gerade bei solchen Effekten immer auch die Frage der Sinnhaftigkeit, aber darum gehts ja zum Glück nicht immer: Nett...

Screenshot: Redaktion

anzuschauen

ist es allemal, wenn sich zum Beispiel ein Fenster wie gegen eine unsichtbare Barriere gegen den Bildschirmrand lehnt und dabei verformt - ein "optischer Hinweis" auf die Möglichkeit Fenster "magnetisch" aneinander oder am Rand anzuordnen.

Definitiv unter die nützlicheren der von compiz gebotenen Effekte gehört...

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Scale

das Pendant zu Apples "Epxosé"-Funktion. Mittels des Drucks auf die F12 Taste reihen sich alle gerade geöffneten Fenster fein säuberlich in eine Überblicksansicht ein.

Eine Alternative dazu stellt der...

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Switcher

dar. Mittels dessen kann per Alt-Tab zwischen den einzelnen Fenster gewählt werden. So weit nichts Neues, immerhin gehört diese Funktionalität ja zur Grundausstattung praktisch aller aktuellen Betriebssysteme. In diesem Fall gibt es aber nicht nur eine "Live"-Voransicht - samt Miniaturfilm bei laufenden Videos - der einzelnen Fenster, sondern es werden auch alle gerade nicht ausgewählten Fenster transparent im Hintergrund angezeigt.

Apropos...

Screenshot: Redaktion

Transparenz

dies lässt sich mit compiz wahrlich auf die Spitze treiben: Im Bild zu sehen: Zwei laufende halbtransparente Videos und ein Terminal, der noch durch die zweite Transparenzebene durchscheint.

Das Verstellen der Transparenz ist übrigens nicht in compiz selbst enthalten, allerdings ist die Software so ausgerichtet, dass sich leicht mittels Plug-Ins neue Funktionalitäten hinzufügen lassen. Im konkreten Fall geht es um einen Effekt namens Opacity, dessen Entwickler hat auch ein How-to zum Entwerfen eigener...

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Erweiterungen

veröffentlicht.

Weitere derzeit bereits in compiz enthaltene Effekte sind das "Entfärben" von Fenstern, wenn diese gerade nicht reagieren, das stufenlose...

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"Heranzoomen"

an den Desktop, sowie das animierte Minimieren von Fenstern in das Panel (nächstes Bild).

Auch wenn Xgl und compiz noch recht junge Technologien sind, so zeigt sich doch bereits recht eindrücklich das daraus entstehende Potential für weitere Entwicklungen auf dem Unix / Linux-Desktop. Auch jenseits des reinen "Eye Candy" wird damit eine neue Grundlage für weitere grafische Möglichkeiten gelegt.

Wer das...

Screenshot: Redaktion

Ganze

bereits jetzt ausprobieren will, sei zu allererst ein mal gewarnt, dass es sich bei Xgl um eine noch recht junge Technologie handelt, die entsprechend noch eine Reihe von bekannten Problemen aufweist.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sollte sich zuerst mal die Installationsanleitungen für die eigene Distribution zu Herzen nehmen. So gibt es sowohl für openSUSE als auch für Gentoo ausführliche Wiki-Einträge, bei Ubuntu wurden die entsprechenden Pakete sogar bereits in das Paketangebot für die nächste Version "Dapper Drake" aufgenommen. (Andreas Proschofsky)

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