Wien - Protest Song Contest 2006. Ein Abend im Wiener Rabenhoftheater im Schnelldurchlauf:

Foto: Katrin Feßler

Neben dem dicht gedrängten Publikum für den Abend unerläßlich...

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...die Jury: Doris Knecht (freie Journalistin), Rainer Binder-Krieglstein (Musiker), Electric Indigo (DJ),...

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...Martin Blumenau (FM4), Barbara Rett (ORF) und Peter Paul Skrepek (Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport, freie Berufe).

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Und selbstverständlich auch: Moderator Dirk Stermann, der angesichts der Absenz von Kollege Christoph Grissemann selbst gerne protestiert hätte und nun alleine die Fragen stellte. Das unumgängliche "Wogegen richtet sich Dein Protest?" musste jeder beantworten, da half nichts.

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Das StarterInnenfeld eröffneten Seelenwärmer. Die oberösterreichischen Punk-Rocker sollten den Saal ein wenig vorwärmen. Aber statt der 100 Punkte, die Peter Paul Skrepek für ihren "hervorragenden" Auftritt versprach, vergab er letztendlich 0,0. Es ist stark zu hoffen, dass der Gewerkschaftsvorsitzende sonst aufrichtiger agiert.

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Die KPÖ, so klärte Stermann auf, sei mit dem Thema in der Steiermark in den Landtag gekommen. Dem Grazer Peter Kastner verhalf das "Klo auf dem Gang" zwar ins Finale, aber nicht viel weiter. - Jaulte das Publikum beim Gitarrensoli freudig auf, so verspielte genau dies beim Grazer Kollegen Rainer Binder-Krieglstein den Heimatpunkt: Zu "plakativ". Für Blumenaus "Wettbewerbs-Favorit" (4 Punkte) gereichte es nur für Platz 7.

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Bei den Phoneten aus Klagenfurt wurde dann die Bühnenperformance kritisiert. Doris Knecht zielte auf das in schwarzes Tuch mit schwarzer Kappe gehüllte Trio im Background ab, dass wohl die Freiheitsstatue verkörpern sollte und unaufhörlich riesige Kaugummi-Blasen (Alle Achtung!) produzierte.

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Ganze Lobesschwaden umhüllten Aurelie Maronif: "Subversiv" versetzte allesamt in Verzücken, selbst die gestrenge Doris Knecht. In dem süßen Mief hätte die unverblümte Meinung von Herrn Blumenau interessiert, dessen Wortmeldungen den ganzen Abend über sehr rar blieben. Auch viele derStandard.at-UserInnen sind ratlos über Platz Zwei für die Drei, die versuchten ein sexy Francoise Cactus-Drilling (Stereo Total) zu sein. (Forenbeiträge unter Hauptbericht)

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"Wegen diesem Sound bin ich damals Punk geworden", gestand Doris Knecht sofort. Auch Electric Indigo wird von Wienerlied-Musik eher schlecht. Ganz schlecht also für Remasuri und "the Austrian way (of singin´ the blues)". Die Damen bekrittelten noch die "unerträgliche Ansammlung plattester Metaphern", obwohl ihnen natürlich die Musikalität der Beislpartie nicht ganz entging: -->Platz 8. Die lustige Truppe hat sicherlich der Jubel im Saal und der Zuspruch derStandard.at-Userschaft versöhnt: Hier waren sie unumstrittene Nummer Eins.

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Annähernd so viele Akteure wie Remasuri bei nicht halb so viel Lautstärke brachten Ganshaut mit "Seemann" auf die Bühne: Aber immerhin bzw. angeblich waren da die ersten sexy Background-Boys auf der Bühne. Diese winkenden Kajüten-Jungen entdeckte zumindest Barbara Rett hinten rechts. Das Freddy Quinn-Cover dessen Protest sich gegen die Festung Europa richtete, kam auch bei Rainer Binder-Krieglstein, selber Meister der Cover-Versionen gut an. Eigenkompositionen müssen gar nicht sein, meinte er und lobte den intelligenten Text. --> Platz 5

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Die Garish-Stimme kam auch diesmal wieder vom Band, die Hoerspielcrew war live zugegen. Viel wurde über "Vermögn" nicht geredet, auch das Publikum war recht stumm und nachdenklich. Das lag vermutlich am "Gänsehautfaktor" des überlegt formuliert und sachte vertonten Protestes.--> Platz 3

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d´visions Nackert auf´m Schwedenplatz wurde mit Adjektiva wie "frisch" und "humorig" bedacht. Aber nicht nur Electric Indigo stellt sich einen Protest-Song zum heiklen Thema Überwachung ein wenig anders vor. Ernster vielleicht? Und mit weniger effekthascherischer nackter Haut, die quer über die Bühne läuft? --> Platz 8

Die Frage, warum nur die Frauen für die humorigen Beiträge im Wettbewerbsfeld zuständig waren, ist leicht beantwortet: Die ernst gemeinten, musikalisch professionellen Beiträge wurden leider schon in der Vorausscheidung ignoriert.

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Jörg Zemmler, der Mann, der live seine "Sonic Youth"-Wurzeln auspackte (Blumenau), verängstigte mit dem Effekt den er mit seinen brachialen, simplen Protestmitteln erzielte Juror Skrepek. Aber auch der war von "Wir sind die Kleinen" begeistert. Reim-Verweigerer Zemmler drosch auf seine Fußball-Gitarre ein, bis der Titel des Protest Song Contest-Siegers 2006 seiner war.

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"Manche Menschen wären besser im Mutterkuchen geblieben", erklärte Börn seinen Protest, zu dem in ein gewisser Säbel schwingender Politiker inspirierte: "Bleib du mit Dir". Ein ungewöhnlicher Song, mit "brillianten Zeilen", auf deren praktische Anwendung Martin Blumenau hofft. (--> Wer Anregungen braucht: Songtext auf protestsongcontest.at. Nicht wenige hätten vermutet, dass Börn mit seiner eindrucksvollen "Ein-Mann-Eine-Gitarre"-Präsenz den Contest für sich entscheidet: --> Leider ist es nur Platz Vier geworden. (Immerhin Platz Zwei bei der UserInnenschaft.)

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Mit dabei war natürlich auch wieder der Vorjahressieger: Und mit der gleichen Intensität die Rainer von Vielen 2004 den Sieg einbrachte, nahm er auch heuer wieder das Publikum fest in den Griff. (kafe)

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