Es ist ja nicht nur die Tatsache, dass wir "Offen gesagt" - ob der Fadesse oder der Politphrasen - selten (wach) durchhalten, ein Hinweis dafür, dass der ORF beim Format "Diskussion" ein Problem hat. Auch die Wahl der Themen und deren Timing liefern Belege dafür, dass hier etwas lieblos agiert wird.

Gottlob ist man in diesem Punkt nicht konsequent; siehe Karikaturenkonflikt, der läuft ja schon eine Weile. Statt ihn einfach zu ignorieren, kam man nun doch nicht umhin, am Sonntag etwas zu unternehmen, weil - so eine ORF-Aussendung - der Westen zwar zu beschwichtigen versuche, aber die "Proteste dennoch nicht verebben wollen".

Peinlicher Rückstand

Das klingt fast beleidigt, so, als wollte man der Realität vorwerfen, dass sie stattfindet. Aber immerhin. Im Vergleich zu der Diskussionsmenge im deutschen TV, wo letzte Woche einige Male über die Karikaturen geplaudert wurde, bleibt es dennoch bei einem peinlichen Rückstand. Wenn es um den Plauderstil geht, ist man ohnedies beim nördlichen Nachbarn besser aufgehoben. Unlängst versammelte Maischberger eine Runde um sich, und es war eine Wohltat. Zwar unterbricht sie ein bisschen zu oft. Aber da sitzen Menschen bei ihr, die sich elegant zu wehren und Redezeit zu nehmen wissen.

Wer das bedenkt, zudem parlamentarische Debatten in Deutschland verfolgt und sie mit unseren Anpöbelstunden im tief wirkenden Hohen Haus vergleicht, kann es nur für eine Frage der Zeit halten, bis das Wort "Debatte" aus heimischen Wörterbüchern verschwunden ist. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 13.2.2006)