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Wien - Österreich ist gemeinsam mit Finnland und Deutschland europäischer Spitzenreiter bei der Saisonarbeitslosigkeit. Mittlerweile kommen bereits 41 Prozent der Arbeitslosen mit Einstellungs- oder Wiedereinstellungszusage nicht mehr aus den "klassischen" Branchen Bau und Tourismus - Tendenz steigend, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) zur APA. Er will bereits in den nächsten Tagen Gewerkschaftschef Fritz Verzetnitsch und Wirtschaftskammerboss Christoph Leitl diesbezüglich kontaktieren und auf eine sozialpartnerschaftliche Lösung drängen.

Zuletzt hatten Leitl und Verzetnitsch ihre unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema jedoch sogar öffentlich während einer gemeinsamen Pressekonferenz wiedergegeben. Die Gewerkschaft will, dass auch Arbeitnehmer mit Einstellungszusage weiter vermittelt werden, selbst wenn sie in zwei Monaten wieder bei ihrer alten Firma anfangen können. Leitl betrachtete dies als wenig sinnvoll. Bartenstein will prüfen, ob die Fristen für die Vermittlung von Arbeitslosen mit Jobzusage verkürzt werden sollen.

Unsitte Zwischenparken

Dass immer mehr Branchen dazu übergehen, ihre Mitarbeiter kurzfristig in die Arbeitslosigkeit zu schicken, führt Bartenstein unter anderem auf zeitlich beschränkte Auftragslücken und Firmenumstrukturierungen zurück. Das sei aber "weder Sinn noch Zweck der Übung", so der Minister. Grundsätzlich meinte er, dass das "Zwischenparken" von Mitarbeitern in der Arbeitslosigkeit eine "Unsitte zu Lasten der Solidargemeinschaft" sei, die sogar schon beim öffentlichen Dienst Einzug gehalten habe.

Bartenstein verwies darauf, dass mehr als die Hälfte der Arbeitslosen mit einer Einstellungszusage diese von ihrem bisherigen Arbeitgeber erhalten haben. Insgesamt habe es im Jänner 113.000 Saisonarbeitslose gegeben - 35 Prozent aller Arbeitslosen (ohne die Personen in Schulung). Das sei der höchste Wert in der Zweiten Republik gewesen und um 13.400 Personen über der Zahl vom Jänner 2005 gelegen. (APA)