Grafik: STANDARD
Wien – In kaum einer anderen Branche sind – mit Ausnahme vielleicht des Handels und des Friseurgewerbes, so viele Frauen beschäftigt wie im Tourismus (siehe auch Grafik). Wirklich gut geht es ihnen nur selten.

Das zeigt eine Studie, die von der Hotelgewerkschaft HGPD gemeinsam mit der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und der Arbeiterkammer (AK) durchgeführt wurde. Essenz der unter dem Titel "Arbeiten im Tourismus: Chance oder Falle für Frauen?" publizierten Studie: Die im Hotel- und Gastgewerbe beschäftigten Frauen sind in der Regel wenig ausgebildet, sind gering entlohnt und wechseln sehr oft den Job.

"Unüberlegt und kurzfristig"

Das komme nicht von ungefähr. "Der Hotelier pfeift auf Fachkräfte, wenn er billigeres Personal bekommt", heißt es in der Gewerkschaft. Rudolf Kaske, Chef der Hotelgewerkschaft, pflichtet bei: "Das ist unüberlegt und kurzsichtig gedacht. Nicht nur Vier- und Fünfsternehotels sollten Interesse haben, mit bestens qualifiziertem Personal zu arbeiten, auch die Kategorien darunter bis zum Beisl ums Eck tun gut daran, auf Qualität zu setzen."

Für die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) sind die Aussagen von wegen absichtlichem Ausgrenzen von Fachkräften "nicht nachvollziehbar", wie ihr Chef Peter Peer auf STANDARD-Anfrage sagte. "Jeder Hotelier ist bemüht, gut qualifiziertes Personal zu bekommen und bekommt das auch – wenn auch nicht immer im Inland."

Öffnung der Gästekindergärten

Nicht ganz einfach sei es mit den Arbeitszeiten im Tourismus. Peer: "In einer Branche, die 365 Tage im Jahr und quasi rund um die Uhr gefragt ist, ergeben sich natürlich Probleme." Nichtsdestotrotz erwarten sich Kaske und die Studienautoren ein Umdenken – dergestalt, dass es zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie kommen kann. Ein erster Schritt sei die Öffnung der Gästekindergärten, sofern es sie gibt, auch für Hotelmitarbeiter.

Viele Frauen, die sich für eine einschlägige touristische Ausbildung entscheiden, dann aber keinen adäquaten Job finden, weichen oft in andere Branchen aus. Für die Frauen sei das gut, für die Tourismusbranche aber schlecht, weil viel Know-how verloren gehe. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.2.2006)