Frankfurt - Im Euro-Raum zeichnet sich eine baldige Erhöhung der Zinsen ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht neue Hinweise darauf gegeben und ihre Bereitschaft unterstrichen, bei Risiken für die Preisstabilität zu handeln.

"Der EZB-Rat wird Wachsamkeit walten lassen", schrieb die Notenbank. Die hohen Ölpreise, die Belebung der Konjunktur und angekündigte Steuereranhebungen hätten die Inflationsrisiken verstärkt. Ökonomen erwarten, dass die EZB bereits im März gegensteuert und den Leitzins von derzeit 2,25 auf 2,5 Prozent anhebt. Höhere Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen und verringern die umlaufende Geldmenge. Vor einer Woche hatte der EZB-Rat die Zinsen wie erwartet unverändert gelassen.

Prüfung der Lage

"Wir prüfen die Lage und wenn wir zunehmende Risiken für die Preisstabilität sehen, dann werden wir handeln", sagte EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Die Notenbank habe aber keine festgelegte Strategie einer Serie von Zinserhöhungen wie in den USA. Im Dezember hatte die EZB die Zinswende eingeleitet und die historisch niedrigen Zinsen von 2,0 Prozent auf 2,25 Prozent angehoben. Die EZB hat als Hüterin der Währung die Aufgabe, die Inflation knapp unter der Marke von zwei Prozent zu halten.

Teuerungsgefahren sehen die Währungshüter auch in hohen Tarifabschlüssen. Nach Beginn der Tarifverhandlungen in der deutschen Metall- und Elektroindustrie ermahnte die EZB die Tarifpartner in der Euro-Zone, keine übertriebenen Forderungen zu stellen.

Konjunktur gewinnt an Fahrt

Trotz des schwachen vierten Quartals 2005 beim Wirtschaftswachstum in Deutschland bleibt die EZB zuversichtlich für die Euro-Zone. Die Konjunktur habe in der zweiten Jahreshälfte 2005 an Fahrt und Breite gewonnen. "Diese Entwicklung scheint sich im Großen und Ganzen fortgesetzt zu haben", heißt es im Monatsbericht. 2006 werde sich der Aufschwung festigen. Die weltweite Nachfrage stütze den Export, und der Konsum werde wegen Verbesserungen am Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten anziehen. (APA/dpa)