+++Pro Von Samo Kobenter

Es ist eine einzige Koberei. Das beginnt beim halbseidenen Schutzpatron und endet bei der internationalen Floristenmafia, die das Datum willkürlich gewählt hat, um die Leichen ihrer Schnittblumenmassaker über den Mann an die Frau zu bringen.

Sinnigerweise ist der Heilige Valentin auch für die Bienenzüchter zuständig und hilft bei allfälligen Ohnmachten aus - Letzteres verweist doch mehr als deutlich auf seinen Hauptberuf, der in der Kuppelei lag. Es mag ja im zweiten Jahrhundert nach Christus im heutigen Terni einen Sinn gehabt haben, wenn ein Bischof - der Valentinus vermutlich war - dem Wunsch Verliebter eher nachkam als dem ihrer Eltern und sie ohne Rücksicht auf die Pläne der Erzeuger vermählte.

Heute wirkt das affig, vor allem dann, wenn der Sinn der Übung zur kollektiven Gewissensberuhigung des männlichen Geschlechts geworden ist, das sich einmal pro Jahr mit einem Blumenstrauß von den Versäumnissen freizukaufen glaubt, die es dem Lebensmenschen zwölf Monate lang angedeihen ließ. Das ist zu billig, und wir, die wir unsere Geliebten auf Rosen betten, brauchen dafür weder den Valentin noch seinen unnötigen Tag.

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Contra---
Von Thomas Rottenberg

U. hatte da einmal einen Liebhaber. Und der, erzählt sie (und verdreht die Augen), war totaaaaal unkonventionell. Er fand sich sehr super. Und etwa eine Woche lang, gibt U. zu, war das sogar reizvoll. Bis sie durchschaut hatte, dass der gute Mann in Wirklichkeit ein stinkfades Negativ-Abziehbild aller Konventionen war, deshalb in einem starren Dogmen- und Benimmkorsett feststeckte und sich und seiner Umwelt (also für eine Woche U.) damit auch um etliche feine Erlebnisse betrog.

Blumenschenken etwa, meint U., gab es nicht. Weil "spießig": platte Konvention und am Valentinstag ja sogar gleich doppelt so platt. Und außerdem sei Blumenschenken doch auch blödsinnig: "Geld in den Biomüll", habe der Lover geätzt - und da habe U. ihn abserviert: Weil Blumen Freude machen. Punkt. Und ob das spießig ist, sei ihr - "Pardon, aber so ist es - scheißegal". Immer. Also auch am Valentinstag. Eines, fügt U. dann aber schon noch an: Männer, die Kalenderanlässe brauchen, um Blumen zu schenken, sind fast ebenso langweilig wie prinzipielle Konventionenbrecher. Und um das zu erkennen, braucht sie, betont U., heute nicht einmal mehr eine Woche. (Der Standard/rondo/20/01/2006)