Illustration: STANDARD/Oliver Schopf
Dass die Donau weder blau ist, noch vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer frei durch Täler und Auen fließt, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Hubert Keckeis interessiert sich dafür, wie es ihren schuppigen Bewohnern damit geht. Der Fischökologe beschäftigt sich mit den Kaltblütern in ihrer Lebenswelt; konkret damit, wie sich (wechselnde) Umweltbedingungen auf Fischpopulationen auswirken, ob und wie weit diese sich anpassen können und welche Ansprüche sie an ihren Lebensraum stellen.

Besonders gefährdete Fischarten liegen ihm am Herzen: "Ich erforsche, wie Entwicklung und Wachstum der Jungfische abläuft und was in welcher Lebensphase für ihr Überleben wichtig ist", sagt der Professor am Department für Limnologie und Hydrobotanik der Universität Wien (www.homepage.univie.ac.at/hubert.keckeis). Darüber hinaus sind Fische ausgezeichnete Indikatoren für den ökologischen Zustand von Fließgewässern.

Nicht nur sauberes Wasser, sondern auch "Struktur und Vielfalt der Lebensräume oder der Grad der Verbauung" spiegeln laut Keckeis ihre Güte wider. Nach entsprechenden Untersuchungen "können wir maßgeschneiderte Revitalisierungs- und Schutzmaßnahmen empfehlen", ergänzt der Gewässerbiologe.

1959 in Bludenz in Vorarlberg geboren, führte er mit einem Jugendfreund bereits erste erfolgreiche Fischzuchtversuche durch: "Gewässer haben eine starke Anziehungskraft auf mich. Ich war neugierig, was sich unter der Oberfläche tut. Der Biologieunterricht, Filme von Jean Jacques Cousteau und nicht zuletzt der Wunsch, etwas für die Umwelt zu tun", haben Keckeis zum Biologiestudium motiviert. Bis heute fasziniert ihn "die Möglichkeit, Unbekanntes zu beleuchten, und die Chance, Neues zu entdecken". Auch schätzt er "den zwanglosen Kontakt und Gedankenaustausch mit Kolleginnen und Kollegen weltweit. Die Arbeit mit Lebendigem wird einem nicht langweilig." Seine Forschungsobjekte haben skurrile Namen wie Laube (oder Ukelei), Rotauge und Zope. Vielleicht ein Indikator dafür, wie ernst die meisten Menschen Fische nehmen. Die Nase, Leitfischart für die Donau im Großraum Wien, stand im Mittelpunkt seiner Arbeit im EU-Projekt "Fidon". Mit einem Echolot verfolgte er gemeinsam mit Georg Rakowitz den in den vergangenen Jahrzehnten merkbar zurückgegangenen Fischbestand. "Wanderungen sind für viele Flussfischarten ein wichtiger Teil des Lebenszyklus."

Künstliche Hindernisse wie Kraftwerke, Schleusen und andere Flussverbauungen machen ihnen das Leben schwer, "mit letztlich gravierenden Auswirkungen auf die gesamte Bestandsentwicklung." Die Fische sind übrigens hauptsächlich in der Dämmerung und nachts unterwegs, und sie schwimmen gegen die Strömung in pendelnden Bewegungen. Den größten Handlungsbedarf in der Stadt Wien sieht der Ökologe bei den Betonverbauungen des Wienflusses, speziell an der Mündung.

Der verheiratete Fischforscher hält sich auch in der Freizeit nicht vom Wasser fern: Seine liebsten Hobbys sind Reisen, Wandern und natürlich Tauchen. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5. 2. 2006)