38 Wissenschafter und Wissenschafterinnen arbeiteten bisher im Antibiotika-Institut der Novartis-Tochter Sandoz in Wien. Nach dem "Spin-off" könnten es um einige mehr werden.

Foto: Novartis
Wien - Abgezeichnet hat es sich seit Längerem, nun stehen die Entwicklungsrichtung und auch die Geld gebenden Partner fest: Der zum Schweizer Pharmakonzern Novartis gehörende Generika-Hersteller Sandoz gliedert seine Wiener Antibiotika-Forschung aus und stellt noch eine Startfinanzierung von 42 Mio. Euro auf. Sandoz selbst will sich künftig voll auf die Entwicklung und den Vertrieb von Nachbau-Medikamenten (Generika) konzentrieren.

Börsegang als Ziel

Ab sofort firmiert das aus dem Antibiotic Research Institute (ABRI) hervorgegangene Unternehmen als Nabriva Therapeutics Forschungs GmbH. Die Finanzierung des "Spin-off", der mittelfristig in einen Börsegang münden soll, erfolgt durch eine Gruppe von Venture-Capital-Fonds unter Führung von Nomura Phase4 Ventures. Die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Investmentabteilung von Nomura, einem der führenden japanischen Finanzdienstleister, ist unter anderem auch beim Wiener Biotech-Unternehmen Intercell engagiert.

"Wir sind überzeugt, dass wir mit einem eigenen Biotech-Unternehmen den bisherigen Erfolg fortsetzen können", sagte Johannes Schwertner, einer der drei Geschäftsführer von Sandoz in Österreich, am Dienstag. Das 38-köpfige wissenschaftliche Personal des früheren Sandoz-Instituts in Wien-Liesing wird weiter beschäftigt und in den Folgejahren um eine noch nicht feststehende Zahl aufgestockt.

Ein Produkt vor der Erprobung

Nabriva wird sich auf die Entwicklung von Antibiotika zur Behandlung von Infektionen zur ambulanten Behandlung und zur Therapie im Krankenhaus konzentrieren. Derzeit habe man ein Produkt, das kurz vor der Erprobung (Phase 1) steht, drei weitere Projekte befinden sich in einem späten vorklinischen Stadium. 2012 könnten die ersten Produkte auf den Markt kommen, sagte Schwertner.

Wiens Finanzstadtrat Sepp Rieder (SP) begrüßte die Gründung von Nabriva und sprach von einem "außerordentlich starken Impuls für die Stadt Wien als europäischem Biotech-Zentrum."

Seit 1997 hat die Stadt rund 150 Mio. Euro in den Biotech-Standort Wien investiert. Offen ist, ob sich Wien bei der geplanten Elite-Universität durchsetzen kann. Derzeit hat Gugging (NÖ) die Nase vorn. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2006)