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Pixar-Chef Steve Jobs zieht in das Direktorium von Disney ein.

Ein San Francisco - "Die Unglaublichen", "Nemo" und die Helden der "Toy Story" haben es geschafft: Sie zeigen in Zukunft dem "König der Löwen" und "Chicken Little", aus welchem Stoff erfolgreiche Zeichen- bzw. computeranimierte Trickfilme sind. Der Kauf des Pixar-Studios durch den Unterhaltungskonzern Walt Disney für 7,4 Mrd. Dollar (6,93 Mrd. Euro) bringt das Sillicon Valley und Hollywood näher zusammen als je zuvor.

Ausschlaggebend für den Kauf war und ist Disneys Wunsch, wieder zur alten Größe jenes Zeichentrickfilmstudios zurückzukehren, das es im vergangenen Jahrhundert war. Bei der Bekanntgabe des Deals am Dienstag im kalifornischen Burbank, gestand Disney-Chef Robert Iger anerkennend ein, dass die digitale Trickfilmschmiede Pixar - die mehrheitlich ihrem Chef und Apple-CEO Steve Jobs gehört - über zwei Jahrzehnte hinweg "einige der innovativsten und erfolgreichsten Filme der Geschichte" produziert habe.

15 Oscars für Pixar-Filme

Pixar heimste bisher für seine Filme 15 Oscars ein und verbuchte Einnahmen von fast drei Milliarden Dollar an den Kinokassen. Disney dagegen hatte in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Flops wie etwa "Der Schatzplanet" (2002) seine Rolle als Vorreiter in der Trickfilmproduktion eingebüßt. Auch "Chicken Little" - die deutsche Fassung "Himmel und Huhn" wurde unter anderem mit der Stimme des ehemaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk synchronisiert - konnte in den USA die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.

Pixar war in den vergangenen Jahren Disneys Lieferant von Kinohits wie "Die Unglaublichen", "Findet Nemo" und "Toy Story", die von Disney mitfinanziert und distribuiert wurden. Mit der Übernahme sichert sich Disney damit auch für die Zukunft seinen Anteil am Erfolg von Pixar. Nach Verstimmungen zwischen dem früheren Disney-Chef Michael Eisner und Jobs wäre sonst der Vertrag nach Abschluss des aktuellen Filmprojekts "Cars" im heurigen Jahr ausgelaufen.

Doch noch wesentlicher für Disney ist das Kreativ- und Technikpotenzial, das Pixar auch in Person von Jobs mitbringt. Der Apple-Chef, der derzeit 50,6 Prozent der Pixar-Aktien hält und nach der Übernahme mit etwa sechs Prozent der Disney-Anteile größter Einzelaktionär sein wird, soll seine technologischen Visionen in das Disney-Board einbringen. "Der Wert, der dadurch geschaffen wird, dass Steve Jobs im Direktorium von Disney sitzt, ist viel höher als die Prämie, die Disney für Pixar zahlt", gießt Analystin Laura Martin von Soleil-Media Metric Jobs Bedeutung für den Unterhaltungskonzern in einen Satz.

Und Teil dieser bereits realisierten Visionen ist das Thema Unterhaltung im Internet, bei der Apple mit seinen Diensten wie dem iTunes Music Store, der seit wenigen Monaten auch Videodownloads (unter anderem aus dem Hause Disney) bietet, allen anderen Anbietern die Latte hochgelegt hat. Und noch einen kreativen Kopf hat sich Disney gesichert: Den legendären Pixar-Zeichentrickfilm-Spezialisten John Lasseter und Pixar-Präsident Ed Catmull, der Präsident des gemeinsamen Zeichentrickstudios wird. (kat, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.01.2006)