Linz – Die Übernahme der VA Tech durch Siemens bringt nicht überall Doppelgleisigkeiten und Arbeitsplatzabbau mit sich: Beim metallurgischen Industrieanlagenbau (VAI) in Linz zum Beispiel nicht. Im Gegenteil, die VAI-Stahlwerksbauer werden mit den Metallurgie- und Anlagenbau-Aktivitäten des Elektromultis in Erlangen und China fusioniert und bilden das Herzstück des Siemens-Geschäftsbereichs Industrial Solutions & Services (I&S).

Headquarter

Ab Oktober fungiert Linz dann als Headquarter von "Siemens Metals Technologies" – und ist gemeinsam mit Erlangen Zentrum für eine der insgesamt sieben I&S-Geschäftsgebiete. Neben dem Industrieanlagenbau kommen unter das Dach von "Metals" Industrial Plants und "Mining", also Ausrüstung und Anlagen für Bergbau und Rohstoffgewinnung, skizzierte VAI-Chef Gerhard Falch die künftige Struktur. Gemeinsam sind Siemens und VAI nun deutlich größer als Hauptkonkurrent SMS Demag.

Umsatz und Ergebnis wollte Falch unter Hinweis auf das Verschwiegenheitsgebot vor und nach Veröffentlichung von Quartalszahlen nicht nennen. Er bezifferte das Gesamtvolumen von Metals Technologies aber mit rund zwei Milliarden Euro und 5000 Beschäftigten (inklusive aller bisher nicht vollkonsolidierter Gesellschafter). Der Löwenanteil davon stammt von der VAI, die allein im abgelaufenen Rumpfgeschäftsjahr (30. September 2005) ihren Umsatz auf über 1,1 Milliarden Euro gesteigert hat. Das Ergebnis vor Steuern hatte sich im Berichtszeitraum auf fast 50 Mio. Euro verdoppelt.

Hervorragende Auslastung

Mit einem Auftragseingang von mehr als 1,5 Milliarden Euro und einem historisch hohen Auftragsstand in Höhe von 2,2 Milliarden Euro (jeweils per 30. 9.) sollte für die nächsten Jahre nicht nur für eine hervorragende Auslastung gesorgt sein, sondern sollten sich auch die rund 950 Mio. Euro Kaufpreis, die Siemens für die gesamte VA Tech bezahlt hat, einspielen. Zumal im letzten Quartal 2005 noch einige fette Aufträge in die Bücher genommen werden konnten. "Personalabbau ist bei uns kein Thema", sagt Falch in Anspielung auf die Restrukturierungen bei den VA-Tech-Schwestern ElinEBG und Energieübertragung (T&D). "Wir brauchen jede Hand und jedes Hirn."

Den Stahlboom sehen die Stahlwerksbauer noch nicht am Ende, "obwohl uns der Hausverstand sagt, dass es nicht ewig so weitergehen kann", wie Falch sagt. Die Produzenten in China, Russland, Brasilien und Indien produzierten wie wild. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2006)