Bonjour tristesse auf der Lerchenfelderstraße: Bis zu 20 Prozent der Erdgeschoß-Lagen stehen leer

Foto: Newald
In einem Pilotprojekt will Rot-Grün drei krisengeschüttelte Einkaufsstraßen wieder flott kriegen. Hauptproblem sind der Verkehr und das Geschäftssterben. Bei letzterem sind der "Knackpunkt" die Hausbesitzer.
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Wien – Der Befund über den Zustand der Lerchenfelder Straße fällt eher vernichtend aus: "Weitestgehend leer stehende Geschäfte, Lokale gibt es zwar, aber auch nicht wirklich. Die Straße stirbt vor sich hin." So beschreibt der Grünen-Mandatar Christoph Chorherr den Ist-Zustand.

Eine Situation, die sich in den nächsten fünf Jahren drastisch ändern soll. Lebendiger und vitaler als heute, lautet die Zielvorgabe, die auch für zwei weitere Straßen gilt.

Ähnliche Probleme

Denn die Probleme auf der Hernalser Hauptstraße im 17. Bezirk und der Wallensteinstraße in Brigittenau sind ähnlich. Am Anfang steht eine Steuerungsgruppe, der unter anderem Mitarbeiter des Planungsstadtrates und Chorherr als Grünen-Vertreter angehören werden. Vor Ort sollen dann Projektentwickler die Arbeit konkret umsetzen – diese neue Funktion wird allerdings erst ausgeschrieben.

Lerchenfelderstraße

In Sachen Lerchenfelder Straße können die rot-grünen Projektbetreiber jene Vorschläge einarbeiten, die derzeit in einem aufwändigen Bürgerbeteiligungsverfahren erhoben werden. "Man kann kein Gesetz zur Belebung der Lerchenfelder Straße machen", sagt Chorherr im Gespräch mit dem STANDARD, vielmehr gehe es darum "etwas zu ermöglichen". Ansetzen will man vor allem in zwei Punkten: dem Verkehr und dem Geschäftesterben. Bei ersterem reichen die Ideen von Gehsteigverbreiterungen bis hin zur Schaffung einer Fußgängerzone. Die sei aber, bekennt Chorherr, die "Extremvariante".

Knackpunkt Hauseigentümer

Vordringlicher sei die Belebung der Straße. Bis zu 20 Prozent der Erdgeschoßlagen stehen leer, rechnet der Neubauer Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger vor. Daher seien hier der Knackpunkt die Hauseigentümer. Blimlinger: "Die müssen mitziehen. Und sich bereit erklären für eine bestimmte Zeit die Mieten nicht allzu hoch anzusetzen."

Flaniermeilen

Auch am so genannten Hernalser Spitz – also die Hernalser Haupt- und Jörgerstraße vom Elterleinplatz bis zum Gürtel – sind die leer stehenden Geschäfte das Problem Nummer eins. "Zehn Prozent sind es auf der Jörgerstraße, bis zu 40 Prozent auf der Hernalser Hauptstraße", rechnet Eva Bertalan von der dortigen Interessensgemeinschaft der Kaufleute vor: "Die stehen ja leer und sind total verdreckt" und würden so beim Konsumenten "wenig Lust aufs runterflanieren" machen.

Oft hapert's an der Qualität der Geschäfte

Auf der Wallensteinstraße stehen zwar die Geschäfte nicht leer, doch oft hapert's an der Qualität. Den hier angesiedelten Filialbetrieben würden oft Billigshops folgen, sagt Bezirksvorsteher Karl Lacina (SPÖ). Ideen, den Gehsteig zu verbreitern, hat man verworfen. Jetzt, so hofft Lacina, werde seitens der Stadt für die Rettung der Straße "Geld in die Hand genommen".

Baustellen In Wien-Neubau warten mit der Burg- und der Neustiftgasse bereits die nächsten Baustellen. Denn, so Bezirkschef Blimlinger: "Das sind die Problemfälle schlechthin." (Peter Mayr, DER STANDARD Printausgabe 19.1.2006)