Frau Dokotor im Eiltempo: Vier Semester unter der Mindeststudiendauer und doppelt so schnell wie der "Durchschnitts­medizin­studierende".

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Wien – Das Hauptfach im Sommer heißt für Sabine Danzinger "solanum lycopersicum". Paradeiser. Keine Theorie, sondern Praxis. Statt hunderter Seiten medizinischer Fachliteratur entscheiden dann hundert in Joghurtbechern selbst gezogene Stauden im großväterlichen Garten in Gars am Kamp über den Erfolg der Arbeit im Frühjahr. Daneben pflanzt die passionierte "Gemüsebäuerin" von Kohlrabi, Kraut, Fisolen, roten Rüben bis Karotten so ziemlich alles – just keinen "agnus castus", den Mönchspfeffer.

Dabei würde der perfekt zur 22-jährigen Waldviertlerin passen, heißt er doch auch "das Kraut des Hippokrates", des griechischen Arztes, mit dem die ärztliche Ethik gemeinhin verbunden wird. Sabine Danzinger ist nämlich eine Kollegin von Hippokrates. Eine, die ihr Studium in Windeseile durchgezogen hat. Nach nur acht Semestern – vier Semester unter der Mindeststudiendauer und doppelt so schnell wie der "Durchschnitts­medizinstudierende" in Österreich braucht (15,5 Semester), wird die flotte Medizinerin am Dienstag an der Medizin- Uni Wien zur Frau Dr. med. univ. promoviert.

Zur Medizin kam Danzinger familiär völlig unvorbelastet. Mutter Hausfrau, Vater Lokführer, der jüngere Bruder geht in die HTL in Krems. Aber mit elf wusste sie: "Ich will Ärztin werden." Im Gymnasium mochte "der naturliebende Mensch" vor allem Biologie und Chemie. Ideale Vorzeichen für das Medizinstudium. Sie hatte nur einen Vorsatz: "Ich will so viel wie möglich aus der Zeit herausholen." Von so schnell wie mög 3. Spalte lich keine Rede. Das ergab sich eher zufällig.

Danzinger studierte diszipliniert und fleißig, aber nicht verbissen vor sich hin. Klar strukturierte "Lerntage" begannen um sieben oder halb acht Uhr morgens, nach einer Mittagspause ging es bis 16 Uhr konzentriert weiter. Dann war Sportzeit: Schwimmen, Skifahren, Eislaufen oder Spazierengehen "als Ausgleich zum langen Lernen".

Danzinger legte Prüfung um Prüfung ab und ist "nach zwei Jahren durch Zufall bei einem Praktikum im Krankenhaus Horn durch einen Kollegen draufgekommen, dass es auch schneller geht" als in den gesetzlich geregelten zwölf Semestern. "Das hat meinen Ehrgeiz geweckt." Im Oktober 2005 schloss sie ihr Studium ab. Nächste Station der Nichtraucherin ist jetzt Forschungsarbeit zum Thema Lungenkrebs am AKH Wien – "zur Horizonterweiterung. Ich habe ja nicht so einen Zeitdruck." Und so bleibt Zeit, ein paar Dinge "nachzuholen": Walzertanzen bei Elmayer, Opern- und Theaterbesuche nach vorheriger Reclamheft-Lektüre – und die Paradeiser wachsen ja auch nicht ganz von allein. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2006)