Werner Faymanns Devise: "Ich bleibe dran. Etwas halbfertig stehen zu lassen, vertrage ich nicht."

Foto: Standard/Robert Newald
Ein Medienprofi, der ohne Umwege seine Ziele verfolgt und wie kein anderer sein Ressort umgestaltete. Dass er früh als Kronprinz Häupls genannt wurde, hat ihm allerdings kaum Freunde geschaffen.

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Wien – Werner Faymann ist ein rares politisches Phänomen. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass einem Stadtrat von der Opposition mehr Wertschätzung entgegen gebracht wird, als von manchem seiner politischen Mitstreiter. Im Wiener Stadtsenat ist er gewiss nicht Everybody's Darling.

Obwohl er selbst natürlich betont, dass er mit den anderen Stadtsenatsmitgliedern "immer mit allen ein gutes, meist ein besonders herzliches Verhältnis" habe. Er sei sicher kein "einsamer Wolf", sondern ein "Teamworker".

Vielleicht liegt es daran, dass Faymann auch attestiert wird, es sei sicher noch nicht am Ende der Karriereleiter angelangt. Zu früh schon wurde er als Kronprinz des Bürgermeisters gehandelt. Das fördert nicht die Zuneigung – in aller Freundschaft.

Dieses Thema ist derzeit auch keines mehr, Faymann verweist darauf, dass der Bürgermeister "jugendlich" sei – und die meisten rechnen damit, dass er wohl im Herbst bei einem allfälligen Regierungswechsel im Bund zu Höherem berufen werde.

Dass er ehrgeizig sei, "schreiben immer alle, aber das ist immer noch besser als das Gegenteil: faul sein", formuliert er als Meister der positiven Denkungsart. "Es stimmt schon: Ich bleibe dran. Etwas halbfertig stehen zu lassen, vertrage ich nicht."

Das merkt man auch daran, wie sehr er als Wohnbaustadtrat bisher umgerührt hat. Wie kein anderer hat er die Abteilungen in seinem Ressort umgebaut und modernisiert. Wobei Schlüsselpositionen oft mit Personen seines höchsten Vertrauens besetzt wurden. Und dass sein Mitarbeiterstab ausgezeichnet sei, daran zweifelt niemand. Gleichzeitig wird Faymanns Personalpolitik – hinter vorgehaltener Hand – aber auch als "Family- Business" kritisiert. Wenn etwa einer seiner engsten Mitarbeiter Chef einer Gratiszeitung wird – und dessen Bruder zufällig Geschäftsführer des Hausbesorgerunternehmens für Gemeindebauten.

Faymann ging auch im Hintergrund so zielstrebig vor, wie sich vordergründig sein straighter Lebenslauf liest: 1981–1987 Landesvorsitzender der SJ Wien, 1985-1994 Gemeinderat und Chef der Mietervereinigung, dann Stadtrat. Keine Umwege. Und, so heißt es auch zum Thema Faymann: "Hindernisse umgeht man, oder räumt sie aus dem Weg."

Eine Maxime in seinem Denken und Handeln ist es jedenfalls auch: Was nützt möglichst vielen. "Es gibt einen Grund, warum so viele meiner und so viele rot-grüne Projekte über sein Ressort laufen", erklärt Christoph Chorherr. Der Stadtrat macht gute Ideen gerne zu den seinen – bleibt aber dabei stets fair gegenüber den Initiatoren.

Geknüpfte Netzwerke

Aber es waren nicht nur "autofreie Siedlungen" oder Passivhäuser, die Chorherr und Faymann schon verhandelt haben. Vor den Wiener Gemeinderatswahlen im Jahr 2001 hatten die beiden auch schon hinter den Kulissen eine mögliche rot-grüne Koalition vorbereitet und entsprechende Netzwerke geknüpft. Man habe damals "offen über Möglichkeiten und Grenzen und Kontakte" gesprochen, erinnert sich Chorherr. Aber er weiß auch: "Faymann ist sicher kein automatischer Rot- Grüner, sondern vor allem ein Superpragmatiker".

"Er ist zielstrebig, ehrgeizig, ein ausgezeichneter Verhandler und auch beinhart", beschreibt ihn der Wiener VP- Geschäftsführer Norbert Walter, der selbst eine Zeit lang im Faymann-Ressort gearbeitet hatte. "Und er ist ein Medienprofi, der weiß, wo welche Hebel zu bedienen sind."

Ein Thema, wo Chorherr als einziger offen Kritik anbringt: "Wenn Beilagen zum Lob des Stadtrates erscheinen, die über Inserate von Wohnbauträgern finanziert werden, die selbst Wohnbauförderungsmittel brauchen, ist das demokratiepolitisch schärfstens zu kritisieren." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD – Printausgabe, 13. Dezember 2005)