Von seinem Arbeitsplatz aus hat Andreas Mailath-Pokorny immer auch seine Frau Sonja Kato (mit Sohn Matthias) im Blick

foto: standard/christian fischer
Wien - Der dunkle Sessel an der Schmalseite des Konferenztisches, der Andreas Mailath-Pokorny, Jahrgang 1959, auch als Arbeitsplatz dient, passt eigentlich nicht zum sachlichen Interieur. Dabei war dem SP-Kulturstadtrat die neue Ausstattung für die Räume am Friedrich-Schmidt-Platz - vis-à-vis vom Rathaus - ein echtes Anliegen: "Wenn es um die Kultur der Stadt geht, dann sollte doch auch das Büro Kultur ausstrahlen!"

Das habe es aber nicht, als er 2001, damals Leiter der Kunstsektion des Bundes, zum Kulturstadtrat bestellt wurde: Es hätte, erinnert sich Mailath, "den Lurch von 40 Jahren gehabt". Zumindest atmete es den Geist jener Zeiten, als Ursula Pasterk, der energische Feuerkopf, die Kulturpolitik von Wien bestimmte.

Klare Formen

Mailath wollte aber nicht irgendeine "MA-2412-Einrichtung": Er erkundigte sich, wie viel das Magistrat in der Regel für eine Büroausstattung ausgibt - und ließ sich die Räume um genau jenen Betrag von Gregor Eichinger (von Eichinger oder Knechtl) gestalten: eben mit viel Glas, hochwertigen Materialien in einer sehr klaren Formensprache.

Der Sessel musste dennoch sein. Er stammt aus dem Außenministerium: "Er wurde mir bei meinem Abschied aus dem Kanzleramt geschenkt", sagt Mailath, der 1986 in den diplomatischen Dienst eingetreten war und danach im Kabinett von Franz Vranitzky arbeitete. Denn den "zwei Meter großen Kleinadeligen mit roten Wurzeln", so André Hellers Beschreibung, plagen mitunter ziemliche Kreuzschmerzen: "Ich kann nur auf einem harten Sessel sitzen."

"Genosse Quichotte"

Rückgrat zu haben ist eben manchmal hart: Mailath bestellte zum Beispiel Michael Schottenberg zum Direktor des Volkstheaters, obwohl er den Job mehr oder weniger Andrea Eckert versprochen hatte. Und weil er auch noch manch andere fragwürdige Personalentscheidung traf, titelte das profil im Februar 2005: "Genosse Quichotte". Doch nun, nach der gewonnenen Wahl, sind die Wogen geglättet: Mailath ist weiter im Team von Bürgermeister Michael Häupl, er trägt brav dessen kulturpolitische Maßnahmen (Umbau des Ronachers auf Pump) mit - und er agiert viel gelassener.

Sonja und Matthias

An den Wänden in seinem Büro hängt, nicht weiter verwunderlich, Kunst: Aus der Artothek der Stadt borgte sich der Stadtrat unter anderem ein Stillleben von Maria Lassnig und ein Foto von Matthias Herrmann aus, aus seinem eigenen Besitz stammt ein Bild von Marko Lulic. Und auch ein Porträt, gemalt von einer "Frau Patermo", ist zu entdecken: Es zeigt Ehefrau Sonja Kato, SP-Gemeinderätin, zusammen mit Matthias, seinem mittleren Sohn, nun dreieinhalb Jahre alt. (Nicolaus (6) stammt aus der Beziehung mit einer Ärztin, vor neun Monaten folgte Sebastian nach).

In seinem Privatleben ist die Politik natürlich allgegenwärtig. Aber es gebe keine Konkurrenz: "Sonja und ich haben nur wenige berufliche Überschneidungen." Seine Frau drückt allerdings Rapid die Daumen. Während er der Austria die Treue hält: In einem Regal steht unter anderem ein Fußball mit den Unterschriften der Meistermannschaft.

Prohaskas Kultur

Für ihn war es auch keine Frage, das Buch von Herbert Prohaska vorzustellen: "Er repräsentiert sehr wohl Wiener Kultur." Denn "Kultur" ist längst nicht nur die Subventionierung von Kunst, und es geht nicht nur um die "Hochkultur", sondern auch um symbolische Taten (Verleihung von Ehrenzeichen, Ehrengräber auch für Juden), um kulturelle Aktivitäten in den Bezirken, um Veranstaltungen für Jugendliche wie für Ausländer, in Geriatriezentren wie in Gefängnissen: "Es ist eigentlich erstaunlich, wie viele Veranstaltungen wir unterstützen. Ich bemerke das mitunter nur, weil ich auf den Plakaten unser Logo sehe."

Auch die Förderung der Wiener Lieder ist Mailath ein Anliegen. Schließlich singt er diese auch gerne - und nicht nur in der Badewanne, sondern auch bei Wean hean: "Dieses Festival hat dazu beigetragen, das Wiener Lied aus dem Sumpf herauszuholen!" (Thomas Trenkler, DER STANDARD Printausgabe, 04.01.2005)