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Gleich hüpft Jakub Janda aus der Zeitung und zum ersten tschechischen Sieg bei der Vierschanzentournee seit 15 Jahren.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

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In der Gesamtwertung der Tournee schaut Janne Ahonen trotz Platz zwei in Garmisch gar nicht so alt aus. Der Finne lächelt vielmehr von der Spitze.

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Der oder die eine raucht sich eine an, die oder der andere fällt über die Weihnachtskekse her oder genehmigt sich, und sei's zur Reparatur, ein kleines Bier. Oft schon hat der gute Neujahrsvorsatz den 2. Jänner nicht erlebt. Auch etliche österreichische Skispringer können ein Lied davon singen. Besonders laut am Sonntag und in Garmisch-Partenkirchen krähte Andreas Widhölzl, der alle Hoffnungen im ersten Durchgang des zweiten Bewerbs zur Vierschanzentournee begrub.

Immerhin trug diesmal nicht der Wind die Schuld, sondern das Sicherheitsband der rechten Skibindung, es hatte sich verheddert, Widhölzl konnte den Ski nicht im gewohnten Winkel anstellen. "Es zipft mich total an, das passiert nie wieder", sagte der Tiroler, der in Oberstdorf noch Bartträger, Sechster und bester Österreicher gewesen war. "Jetzt kann ich die Gesamtwertung vergessen."

Nicht vergessen können und dürfen die Tschechen, die Finnen, die Norweger. Und auch die Schweizer und Deutschen hüpfen den Österreichern momentan etwas vor. In Garmisch-Partenkirchen trug der Tscheche Jakub Janda den Sieg davon, er verwies die Finnen Janne Ahonen und Matti Hautamäki auf die Plätze. Andreas Kofler kam als Sechster und einziger Österreicher ins Spitzenfeld. Martin Koch (11.) und der rekonvaleszente Martin Höllwarth (19.) erfüllten die Erwartungen einigermaßen, Wolfgang Loitzl (18.) und Thomas Morgenstern (25.) erfüllten sie keineswegs.

In der Tourneegesamtwertung führt Titelverteidiger Ahonen noch knapp vor Janda, als bester Österreicher rangiert Kofler an zehnter Stelle. Nebenbei war's der erste tschechische Tourneetagessieg seit 6. Jänner 1990, da Frantisek Jez in Bischofshofen gewann. Und ebenso nebenbei zogen die Finnen im Nationencup an den enttäuschenden Österreichern vorbei.

ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner musste an seinem 35. Geburtstag eine Niederlage zur Kenntnis nehmen. Der Bewerb habe "mit Widhölzls Pech schon schlecht begonnen" und sei "mit Koflers zweitem Sprung nicht gut zu Ende gegangen". Pointner ortet bei seinen Springern eine gewisse Verkrampfung. "Wenn man das Ziel nicht loslässt", sagt er, "wird man es nie erreichen."

Kofler (21) ist schon einmal, 2003, "als Jungspatz" und Vierter der ÖSV-Tourneebeste gewesen, Zweiter war er damals in Bischofshofen. "Das ist seinerzeit ein bisserl untergegangen." Diesmal konzentriert sich, da seine Kollegen so weit weg sind, alles auf ihn. Das, so sagt er, mache ihm nichts aus, "die Rolle gefällt mir". Er freue sich auf Innsbruck (Quali am Dienstag, Bewerb am Mittwoch), daheim sei daheim, da mache der Job mehr Spaß. "Aber beschweren tu ich mich nicht, mit einem sechsten Platz kann ich schon zufrieden sein."

Gleichwohl hängt plötzlich das schlechteste ÖSV-Tournee-Resultat seit langer Zeit in der Luft. 1989 zum Beispiel landete Ernst Vettori als einziger Top-10-Österreicher auf Rang sieben, 1984 sah's mit Andreas Felder als Zehntem noch finsterer aus. Zappenduster war's 1978, man glaubt es nicht, doch damals schloss Klaus Tuchscherer als bester Österreicher an 24. Stelle ab. Sie dürfen zulegen, die Springer, es kann sich bessern, das Jahr. Auch haben sich schon einige das Rauchen erst am 2. Jänner endgültig abgewöhnt, und ein Reparaturseidl zählt sowieso nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 2. Jänner 2006)