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Blick auf Verkehrstafeln mit letzten Andeutungen eines "Skandals"

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader
Wien - Die umstrittenen Sujets von Carlos Aires und Tanja Ostojic, die in den vergangenen Tagen im Rahmen der Plakatserie "Peace gerollt" der Projektreihe "25 Peaces" für mediale und politische Erregung gesorgt haben, sind Freitag früh von den "Rolling Boards" entfernt worden. Am Donnerstagabend hatten die Projektverantwortlichen verlautbart, dass die Sujets entfernt werden sollen - der Vollzug wurde nun im "25 Peaces"-Büro bestätigt.

"Öffentlicher und politischer Druck"

"Eine erschütternde Bilanz eines sich fortschrittlich und liberal gebenden Landes" ist der Umgang mit den EU-Plakaten des "25 Peaces"-Projekts für Walter Seidl, zusammen mit Ursula Maria Probst Kurator der Kunstaktion. Die Entfernung der umstrittenen Plakate sei "auf öffentlichen und politischen Druck" zu Stande gekommen, zu dem Seidl aber "keinen weiteren Kommentar" abgeben wollte.

Die Entscheidung, je zwei Plakate von Carlos Aires und Tanja Ostojic abzunehmen, sei nach einem vierstündigen Gespräch getroffen worden, an am Donnerstag neben den Kuratoren und der Pressebetreuung der Kunstaktion "euroPART" die Verantwortlichen von "25 Peaces", Wolfgang Lorenz, Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer und der ehemaligen "Graz 2003"-Geschäftsführer Eberhard Schrempf, teilgenommen hatten.

Reaktionen der Künstler

Man habe die Künstler telefonisch gefragt, wie sie mit einer Entfernung ihrer Arbeiten umgehen würden, so Seidl. Der Spanier Aires, Schöpfer der Sujets mit den nackten Bush-, Chirac- und Queen Elizabeth-Darstellern, habe auf Grund des Provokationspotenzials seiner Arbeit schon damit gerechnet, dass diese nicht bis Ende Jänner zu sehen sein werde, und nach dem internationalen Interesse, das seine Arbeiten erregt haben, der Entfernung zugestimmt, um nicht den Blick auf die Arbeit der anderen Künstler zu verstellen.

Die in Berlin lebende gebürtige Serbin Ostojic, von der das Sujet mit dem EU-Slip stammt, habe mitgeteilt, sie sehe eine Entfernung als Zensur, wolle sich aber dezidiert nicht näher zu den Umständen, sondern nur zum Inhalt ihrer Arbeit äußern, so Seidl. Sie habe auf Grund ihrer politischen Arbeit schon früher Erfahrung mit Zensur gemacht.

Die vier Plakate, die laut Seidl auch eine Aufforderung für eine liberalere Körperpolitik in der EU darstellen, wurden am Freitag abgenommen. "Das zeigt, dass sich in Österreich seit den aktionistischen Performances der 60er Jahre etwa einer Valie EXPORT, die bei 'EuroPART' ebenfalls mit Arbeiten vertreten ist, hinsichtlich der öffentlichen Akzeptanz zeitgenössischer Kunst sehr wenig getan hat", so Seidls Resümee.

Bleiben noch 146 Plakate

Jedenfalls: Nachdem beide Künstler je zwei Werke zurückziehen, verbleiben noch 146 Plakate von 73 Künstlern aus ganz Europa. Diese werden wie geplant bis 30. Jänner in Wien und von 24. bis 30. Jänner in Salzburg zu sehen sein. (APA)