Die Brauchtumsexpertin Heidrun Alzheimer-Haller kann allerdings
nicht sagen, ob dieser Brauch daher kommt, dass der Karpfen früher
oft Mangelware war, oder ob die glitzernde Schuppe an Geld erinnern
sollte.
Bräuche markieren für die Menschen das Auf und Ab des Lebens. Sie haben seit jeher für Abwechslung im mitunter tristen Alltag gesorgt und das Jahr nach immer wiederkehrenden Ereignissen geordnet. Silvester ist laut Alzheimer-Haller Symbol für den Jahreslauf. Silvesterbräuche seien Übergangsrituale, die Unsicherheiten und Angst vor der Zukunft nehmen sollten.
Neben dem Wunsch nach mehr Geld hoffen viele zu Silvester auch ihrem Liebesglück im neuen Jahr nachhelfen zu können. Zumindest will man darüber Aufschluss erhalten, ob der Schwarm die Liebe erwidert. Dabei haben sich Orakelbräuche herausgebildet wie das Bleigießen. Dabei wird Blei über eine Flamme geschmolzen und in einer Schüssel mit Wasser geschüttet. Die so entstandene Figur wird gegen Kerzenlicht gehalten. Der Schatten soll Hinweise auf die Zukunft geben. Erkennt man darin etwa ein Beil, wird es eine Enttäuschung in der Liebe geben, eine Maus verspricht eine heimliche Liebe und mahnt zur Sparsamkeit.
Um die Liebe nicht einschlafen zu lassen, tragen Frauen in Spanien und Italien zum Jahreswechsel rote Dessous. So soll Amor auf die Sprünge geholfen werden. Viel Glück verspricht ein besonderer Brauch in Spanien: "Um Mitternacht steckt sich jeder mit jedem Glockenschlag eine Weintraube in den Mund", sagt Alzheimer-Haller. Erst beim zwölften Schlag dürfen die Trauben heruntergeschluckt werden.
Die verbreitete Formel, sich zum Jahreswechsel einen "guten Rutsch" zu wünschen, leitet sich ihr zufolge wohl aus dem hebräischen Wort für Jahresanfang, 'Rosh Shana' ab. Im Jiddischen wurde aus 'Rosh' ein Rutsch. "Prosit Neujahr" enthält dagegen das lateinische prosit, "es möge gelingen".