Serbische Medien stellen sich dieser Tage die Frage, warum sich die Österreicher überhaupt in ein so unsicheres, auf eine halbe Milliarde geschätztes Geschäft mit dem umstrittenen serbischen Milliardär Bogoljub Karic eingelassen hätten. Denn Schlaff hätte gewusst, dass er eine "Katze im Sack" kaufte, dass die Eigentumsverhältnisse in der Mobtel unklar seien und dass ein internationales Schiedsgericht in Zürich erst feststellen sollte, ob Karic oder der Staat über die Mehrheit im Unternehmen verfügten.

Außer Schulden . . .

Das rechtliche und finanzielle Tohuwabohu, verheimlichte Schulden, Steuerhinterziehungs- und Veruntreuungsverfahren, undurchschaubare Beziehungen verschiedener verflochtener Tochtergesellschaften der Mobtel, alle im Eigentum des serbischen "Möchtegern-Berlusconi", die in den vergangenen Monaten an die Oberfläche kamen, übertreffen wohl alles, worauf Schlaff vielleicht gefasst gewesen war.

Angefangen damit, dass er Mobtel von der in Moskau registrierten Firma "BK Trade" gekauft hatte, während im serbischen Handelsgericht das Unternehmen "System Brüder Karic" als Gründer und Inhaber der Mobtel verzeichnet ist. Es handelte sich um einen "Tippfehler", hieß es. Das Untersuchungsverfahren ist im Gange.

Heute, Donnerstag, soll die serbische Regierung über das Abkommen zwischen Schlaff und Karic entscheiden. Der neue österreichische Eigentümer der Mobtel müsste aufgrund ungezahlter Dividenden dem Staat erst einmal 52 Millionen Euro zahlen, davon 27 Millionen bis zum Jahresende, erklärte Serbiens Minister für Investitionen, Velimir Ilic. Andernfalls könnte der Konkurs von Mobtel erklärt und dem Unternehmen sogar die Lizenz entzogen werden, schreibt die seriöse serbische Tageszeitung Politika.

Jahresgehälter in Millionenhöhe

Denn während der Staat von Mobtel bisher keinen "Cent" bekommen habe, bekamen Mitglieder des Familienclans Karic von Mobtel Jahresgehälter in Millionenhöhe. Des Weiteren macht die serbische Post jene dreizehn Prozent ihrer Aktien streitig, die Mobtel während der Diktatur von Slobodan Milosevic bekommen hatte, um ihre Monopolposition auf dem serbischen Markt aufzugeben.

"Es ist im Interesse der Regierung, gemeinsam mit Martin Schlaff eine Blockade der Mobtel zu überwinden", sagte der Entwicklungsdirektor der Post, Zeljko Ivanji, zum STANDARD. Es gebe auch keine "wesentlichen" Unstimmigkeiten zwischen der Regierung und der österreichischen Finanzgruppe, denn die Auszahlung der Dividenden stehe nicht zur Debatte, und beide Seiten würden das Urteil des Schiedsgerichts in Zürich über die Eigentumsverhältnisse akzeptieren.

. . . nichts zu holen

Das Problem für Schlaff sei jedoch, dass er wegen der Verschuldung der Mobtel im Grunde genommen nichts als eine Lizenz für Mobiltelefonie in Serbien bezahlt habe. Denn nicht einmal die rund 500 Handymasten seien im Eigentum der Mobtel, sondern der Firma "Astra Simit", die ebenfalls Karic gehört. Mobtel "miete" die Basisstationen für "Unsummen". Der Mietvertrag sei so ungünstig für Mobtel, dass der neue Eigentümer Schlaff bei eventuellem Vertragsbruch rund 100 Millionen Euro an "Astra Simit" bezahlen müsste.

Im serbischen Finanzministerium macht der Witz die Runde, dass Karic "mit österreichischem Geld", das er für Mobtel bekommen hatte, die Regierung stürzen könnte. Es wird ihm nämlich nachgesagt, dass er einen Abgeordneten nach dem anderen im serbischen Parlament "kauft".

Jedenfalls hat Karic bereits eine eigene Fraktion "Für ein europäisches Serbien" aus Überläufern der regierenden Koalition gebildet, die inzwischen nur mehr mit 129 von 250 Abgeordneten rechnen kann. Karic' Partei "Bewegung Kraft Serbiens" (PSS) liegt laut Meinungsumfragen dank seines TV-Senders "BK" an dritter Stelle. Karic' politische Ambitionen sind jedenfalls eindeutig: Durch politischen Einfluss will er sein finanzielles Imperium verteidigen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.12.2005)