Oberstdorf - Andreas Widhölzl, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler, die in der Weltcup-Zwischenwertung auf den Rängen 5, 8 und 11 liegen, sind für ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner die Hoffnungsträger aus dem achtköpfigen Österreicher-Aufgebot für die Vierschanzen-Tournee. Aber die Dichte ist heuer besonders groß, Sieganwärter gibt es aus acht Nationen.

"Ich kann mich gar nicht erinnern, dass es so viele Nationen mit Siegchancen gegeben hätte. Die Konkurrenz ist sehr stark", meinte Pointner. Und sein Chef, Toni Innauer, der über einen seiner Meinung nach oberflächlichen Zeitungsartikel verärgert war, weist darauf hin, dass es mittlerweile zehn Nationen mit ähnlichem Budget, Trainingsmöglichkeiten und Technologie gibt.

"Das Skispringen ist in Ländern wie Finnland, Norwegen, Slowenien oder Polen die Cash-Cow Nummer eins, deren Verbände leben vom Skispringen. Zweitklassige Nationen gibt es nicht mehr. Unterschiede gibt es nur noch, wenn du ein Jahrzehnte-Talent im Team hast, oder dir einen klitzekleinen Technologie-Vorteil erarbeiten kannst", sagte Innauer am Dienstag in Oberstdorf.

Die Erwartungshaltungen hält er im Verborgenen. "Ich bin es Leid, Prognosen abzugeben. Wir brauchen uns aber vor niemanden zu verstecken. Ich kann sehr gut mit der Spannung leben, dass ich nicht weiß, wie die Tournee ausgeht."

Dennoch sind die ÖSV-Athleten freilich heiß, bei der 54. Vodafone-Vierschanzen-Tournee ganz vorne mitmischen zu können. Allen voran der bisher letzte rot-weiß-rote Sieger der Tournee, Andreas Widhölzl (1999/2000). Für ihn liegt der Schlüssel zu einem guten Ergebnis sicher gleich in Oberstdorf, denn hier hat er sich in den vergangenen drei Jahren jeweils gleich zu Beginn die Tournee verpatzt. Und für ein gutes Gesamtergebnis sind acht konstante Sprünge einfach Pflicht.

"Ich habe heuer noch keinen wirklich schlechten Sprung gehabt. In Engelberg hatte ich meine zwei schlechtesten Sprünge und bin Neunter geworden. Mein Ziel ist sicher ein Platz unter den Top 5 in der Gesamtwertung", sagte Widhölzl, der sich nun mit Kinnbart präsentiert. "Ein Podestplatz bei einem der Springen wäre auch lässig", ergänzt der 29-jährige Tiroler, wie Höllwarth zweifacher Familienvater.

Erstaunlicherweise ist für Widhölzl Olympia gar nicht das größte Ziel in dieser Saison, behauptet er. "Das ist für mich sicher die Skiflug-WM auf dem Kulm. Das Skifliegen ist meine Disziplin und ich war dort zuletzt ja auch Sieger und Zweiter", sagte "Swider".

Wie bei Widhölzl fehlt auch Thomas Morgenstern noch das letzte i-Tüpfelchen zum Sprung auf das Podest. "Es ist mir egal, was für ein Druck von außen kommt, aber ich mache mir selbst Druck. Aber ich weiß, dass ich es kann und das ist auch wieder meine Stärke, dass ich das sagen kann." Darum meint er trotz bisher noch nicht völlig befriedigenden Leistungen, sogar den ausgezeichneten dritten Gesamtrang der vergangenen Tournee toppen zu können. "Ich traue mir sogar mehr zu. Das Radl muss nur ins Laufen kommen", erklärte der 19-jährige Kärntner.

Für den bisher einzigen Podestplatz der ÖSV-Springer sorgte Andreas Kofler in Engelberg. Der 21-jährige Stubaitaler aus Telfes war bei der Tournee 2002/03 schon ein Mal Gesamtvierter und damals bester Österreicher. Nach einer Durststrecke von zwei Jahren zählt er nun wieder zur Weltklasse. "Das waren Lehrjahre für mich. Ich habe bei Kraft und Technik am meisten dazu gelernt, man kann die Sprünge von damals mit jenen von heute gar nicht mehr vergleichen", konstatierte Kofler.

"Kofi" wollte sich auf seine Zielsetzung aber nicht festlegen lassen. Er blieb bei seiner Formulierung sehr vorsichtig. "Ich will bei allen vier Springen zufrieden sein; und ich bin nicht so schnell zufrieden." (APA)