Oberstdorf - Im vergangenen Jänner musste er sich im Endklassement der Vierschanzen-Tournee nur Janne Ahonen geschlagen geben und feierte in Bischofshofen endlich auch seinen ersten Tagessieg bei der deutsch-österreichischen Traditionsveranstaltung. Bei der 54. Auflage, die am Mittwoch mit dem Bewerb in Oberstdorf beginnt, muss Martin Höllwarth kleinere Brötchen backen. Er gilt im mannschaftlich starken ÖSV-Team heuer nur als "Joker".

Nur drei Mal konnte sich Höllwarth in bisher sieben Saison-Springen platzieren, mehr als ein 15. Rang und zwei 21. Plätze schauten dabei nicht heraus. Doch der mittlerweile 31-jährige Tiroler hat schon schlimmere Formkrisen überstanden und hat sich im Skisprung-Sport als Stehaufmännchen bewiesen. "Einen Hölli darf man nie abschreiben", meint deshalb auch Cheftrainer Alexander Pointner.

Die Tatsache, dass der zweifache Familienvater beim ersten Saisonhöhepunkt überhaupt dabei ist, grenzt schon an ein kleines Wunder. Zunächst war Höllwarth durch einen Grippevirus in Harrachov zurückgeworfen worden, dann litt er in Engelberg auch noch an einer Darmgrippe. "Ich habe vergangenen Freitag wieder mit dem Training begonnen und fühle mich wieder ganz gut. Es ist zuletzt körperlich sogar mehr weiter gegangen als in den Wochen davor, weil ich den Virus schon länger mit mir herumgeschleppt habe."

Vor der Krankheit lief es für Höllwarth einfach nicht. "Scheinbar kann man Skispringen über Nacht verlernen. Aber man kann es auch wieder lernen", weiß Hölli, der sich schon öfters aus Formkrisen selbst herausgerissen hat. Bei der letzten Formüberprüfung in Seefeld hat er ein ganz gutes Gefühl gehabt. "Ich habe ja auch viel Routine, weiß wie eine Tournee abläuft." Er lässt auch keinen Zweifel daran, dass er bei allen vier Springen dabei sein will. "Das ziehe ich sicher durch."

Und der Doppel-Team-Weltmeister von Oberstdorf 2005 ist auch überzeugt, dass er spätestens bis zu den Olympischen Spielen wieder der Alte sein wird. "Man muss sich Zeit geben, soll nichts erzwingen. Es kann auch rasch gehen."

Eine Wettkampfpause zum Formaufbau war kein Thema für den vierfachen Olympia-Medaillengewinner. "Ich brauche den Vergleich und die Herausforderung." Nicht umsonst wird er vom Nordischen ÖSV-Direktor für Skispringen und Kombination, Toni Innauer, auch gerne als "Joker" bezeichnet. Möglich ist dies auf Grund der tollen Mannschaftsstärke in der ÖSV-Equipe, es konzentriert sich vom Öffentlichkeitsinteresse nicht alles auf ihn.

Noch nicht entschieden hat Höllwarth, ob er nach der Olympia-Saison noch weitermachen wird. "Das entscheide ich im Frühjahr. Wenn es mich noch juckt, dann springe ich weiter." (APA)