Chodorkowski warnt vor wirtschaftlichem Zusammenbruch
Inhaftierter Ex-Chef des Ölkonzerns Yukos:
Alles hängt von den Vorlieben, Gemütszuständen, Komplexen und Launen eines einzigen Mannes ab
Redaktion
,
Potsdam - In Russland droht nach Überzeugung des
inhaftierten Kremlkritikers und Ex-Ölmagnaten Michail Chodorkowski
ein wirtschaftlicher Zusammenbruch. Die Konzentration der russischen
Wirtschaft auf den Abbau von Bodenschätzen sei geradezu
selbstmörderisch, sagte Chodorkowski, früherer Chef des Ölkonzerns
Yukos, der Zeitschrift "Cicero".
"Wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung in Russland weiterhin
auf den Abbau von Rohstoffen und die Schwerindustrie stützt, wird
Russland gegen die Wand fahren und niemals einen mit dem europäischen
Durchschnitt vergleichbaren Lebensstandard erreichen", sagte er.
Steuerhinterziehung
Chodorkowski, der wegen Steuerhinterziehung eine achtjährige
Haftstrafe in Sibirien absitzt, griff den russischen Präsidenten
Wladimir Putin scharf an. Vom Militär über die Eisenbahn und den
Feiertagskalender bis hin zum Strafrecht hänge heute alles von den
Vorlieben, Gemütszuständen, Komplexen und Launen eines einzigen
Mannes ab.
Putin regiere an der Spitze einer verantwortungslosen
bürokratischen Zunft. Diese Leute lebten parasitär von den
Bodenschätzen des Landes und scherten sich wenig um irgendeine
Strategie oder einen nationalen Entwicklungsplan, kritisierte
Chodorkowski. Das Interview sei im Zettelverkehr aus der
Gefängniszelle geführt worden, schrieb "Cicero". (APA/dpa)
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