Die Österreicher blicken skeptisch in die Zukunft. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM für die APA - Austria Presse Agentur glauben 68 Prozent der Befragten, dass das Leben im Jahr 2015 schwerer wird. Bei einer ähnlichen Umfrage im Jahr 1999 lag der Anteil der Pessimisten bei nur 50 Prozent.

Interessant ist die Detailauswertung nach Parteipräferenz: Demnach erwarten 82 Prozent der SPÖ-Wähler, dass das Leben schwerer wird. Bei den FPÖ/BZÖ-Wählern liegt der Anteil bei 73 und bei den Grünen bei 66 Prozent. Die ÖVP-Wähler sind mit 49 Prozent am zuversichtlichsten. "Die Österreicher sind grundsätzlich sehr skeptische Menschen", analysiert OGM-Experte Peter Hajek. Die Umfrage zeige, dass die Menschen offensichtlich überzeugt davon sind, in Zukunft den Gürtel noch enger schnallen zu müssen.

Mehr Steuern, mehr Arbeitslose

Dementsprechend meinen 77 Prozent der Befragten, dass sie in zehn Jahren mehr Steuern zahlen werde als heute. Nur drei Prozent erwarten eine niedrigere Steuerlast. "Die Steuerreform, von der Regierung als die größte in der Geschichte bezeichnet, kommt bei den Menschen nicht an", so Hajek. 82 Prozent meinen, dass die Arbeitslosigkeit im Jahr 2015 höher sein wird, nur 7 Prozent erwarten eine niedrigere. In der Umfrage 1999 haben nur 61 Prozent eine höhere und immerhin 15 Prozent eine niedrigere Arbeitslosenrate erwartet.

Auch ein Anstieg der Armut wird von einer Mehrheit der Österreicher erwartet. 51 Prozent meinen, die Österreicher werden in zehn Jahren ärmer sein als heute, nur sechs Prozent erwarten, dass sie reicher sein werden. 1999 haben noch zwölf Prozent für "reicher" votiert und nur 36 Prozent für "ärmer".

Skeptisch beurteilen die Österreicher auch die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männer. Nur 32 Prozent glauben, dass es in zehn Jahren diese Gleichstellung geben wird, 68 Prozent antworteten mit einem Nein.

Triste Aussichten für katholische Kirche

Der Einfluss der Parteien in Österreich wird in zehn Jahren nach Ansicht von 55 Prozent der Befragten gleich groß sein wie heute. Nur zwölf Prozent glauben, dass dieser größer wird. 28 Prozent meinen, der Einfluss der Parteien werde geringer. Noch trister sind die Aussichten für die katholische Kirche. 54 Prozent meinen, dass die Kirche im Jahr 2015 weniger Bedeutung haben wird als heute, nur 5 Prozent erwarten mehr Bedeutung.

Mehr als drei Viertel der Befragten (76 Prozent) glauben, dass es in zehn Jahren mehr Ausländer in Österreich geben wird als heute. 1999 lag der Anteil bei nur 58 Prozent. Fast die Hälfte (49 Prozent) glaubt, dass im Jahr 2015 die Haltung der Österreicher zu den im Land lebenden Ausländern negativer als heute sein wird, nur zehn Prozent erwarten eine positivere Haltung. Bei der Umfrage 1999 meinten auf die gleiche Fragestellung noch 58 Prozent "positiver" und nur 29 Prozent "negativer". Das sei ein "herbes Ergebnis", kommentiert Hajek. Die Politik müsse das Problem ernst nehmen.

EU-Skepsis

In der Zukunfts-Umfrage von OGM spiegelt sich auch die wachsende EU-Skepsis wider. So glauben nur 25 Prozent, dass es in zehn Jahren die "Vereinigten Staaten von Europa" geben wird. 1999 haben das noch 41 Prozent geglaubt. Nach dem Scheitern der EU-Verfassung, der nicht sehr geglückten Erweiterung und den Budgetproblemen mache sich das Motto breit, "das wird so nie funktionieren", erklärt der OGM-Experte.

Für die Umfrage "Ausblick Jahr 2015" hat OGM Mitte Dezember 501 Telefon-Interviews geführt. Die maximale Schwankungsbreite wird vom Institut mit plus/minus 4,5 Prozent angegeben. (APA)