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Die Geiseln (links) nach ihrer Freilassung. Recht im Bild Andreas Karabaczek, Österrecihs Botschafter im Jemen.

Foto: APA /epa/
Wien/Sanaa - Die beiden im Jemen entführten Österreicher sind offenbar ohne Lösegeldzahlungen und ohne die von den Geiselnehmern geforderte Haftentlassung dreier Stammesangehöriger freigekommen. Das erklärte der jemenitische Botschafter in Österreich, Ali Hameed Sharaf, am Montag gegenüber der APA. Die saudiarabische Online-Zeitung "Arab News" hatte zuvor berichtet, dass der Grund für die Freilassung der Österreicher ein "Deal" gewesen sei.

Die Vermittler hatten demnach mit den Kidnappern vereinbart, dass die Behörden die Forderungen der Entführer nach Freilassung dreier Stammesangehöriger "in Betracht ziehen" würden, sollten die Geiseln freikommen, schrieb die Zeitung in der Nacht auf Sonntag unter Berufung auf nicht genannte jemenitische Sicherheitsbeamte. Die Entführer gehören dem Al-Jaradin-Clan, einem Zweig des in der Provinz Marib einflussreichen Abida-Stammes, an. Drei Stammesangehörige waren vor zwei Monaten aus Syrien kommend auf dem Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verhaftet worden, weil sie an der Seite der Aufständischen im Irak gekämpft haben sollen.

Kein Lösegeld

"Es war kein Lösegeld und keine Erpressung im Spiel", erklärte Botschafter Sharaf dazu. Die Freilassung der beiden österreichischen Architekten "wurde durch Verhandlungen zwischen der jemenitischen Regierung und den Entführern erreicht". Der Diplomat betonte: "Auch die Inhaftierten in Sanaa wurden nicht freigelassen."

Die beiden österreichischen Ex-Geiseln, der 52-jährige gebürtige Kärntner Peter Schurz und seine Begleiterin, die oststeirische Studentin Barbara Meisterhofer (31), waren am Mittwoch in der nordost-jemenitischen Provinz Marib entführt worden. In der Nacht auf Samstag waren sie freigekommen. Sie wollten ihre Reise im Jemen fortsetzen. Peter Schurz hatte nach seiner Befreiung Verständnis für die Geiselnehmer gezeigt. Die Menschen, die ihn entführt hätten und überhaupt die Leute, die unter der großen Armut litten, täten ihm im Nachhinein Leid, sagte er in einem ORF-Interview. Man habe ihn und seine Begleiterin höflich und gut behandelt.

Für das Außenministerium, das sich um die Befreiung der Geiseln bemüht hatte, ist der Fall nun erledigt. Im Bemühen um eine Freilassung der beiden waren sowohl der für den Jemen mitakkreditierte österreichische Botschafter im Oman, Andreas Karabaczek, als auch hochrangige Beamte des Außen- und Innenministeriums in Wien nach Sanaa entsandt worden, wo sie seit Donnerstag mit zuständigen jemenitischen Regierungsmitgliedern und Sicherheitsverantwortlichen in Kontakt gestanden waren. Im Wiener Außenamt war ein Krisenstab eingerichtet worden. Auch jemenitische Stammesälteste hatten vermittelt.

"Arab News" zufolge handelte es sich um die dritte Entführung westlicher Ausländer im Jemen in diesem Jahr. Erst im November wurden in der Region Marib zwei Schweizer Touristen gekidnappt und wenig später wieder freigelassen. Auch in diesem Fall wurde die Freilassung eines wegen Autodiebstahls festgenommenen Bruders eines der Geiselnehmer verlangt. Im August waren spanische Touristen in der Provinz Shabwa entführt und rund zwölf Stunden festgehalten worden.

Unterdessen plant eine große Ärztedelegation aus Österreich im Februar einen längeren Aufenthalt im Jemen, um dort Vorlesungen zu halten und Operationen durchzuführen. Die Wiener Ärztekammer habe ausdrücklich bestätigt, dass an diesem Projekt festgehalten werde, erklärte Botschafter Sharaf. Im Vorjahr war bereits eine österreichische Ärztedelegation auf Einladung des jemenitischen Gesundheitsministeriums in den Jemen gereist und hatte dort etwa 70 hochspezialisierte Operationen durchgeführt. (APA)