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Der Papst erteilte am Sonntag den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" für die Stadt Rom und den gesamten Erdkreis.

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Zehntausende Menschen verfolgten am Sonntag auf dem Petersplatz wie Benedikt bei regnerischem Wetter auf den Balkon des Petersdoms trat.

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Rom/Bethlehem/Vatikanstadt - In seiner ersten Weihnachtsansprache als Papst hat Benedikt XVI. die Menschen zu Einigkeit gegen Terrorismus, Armut und Umweltverschmutzung aufgerufen. Zugleich forderte er eine "Neue Weltordnung", um die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Welt zu korrigieren. Er spendete zum ersten Mal den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). In der Weihnachtsmesse hatte Papst Benedikt XVI. die Katholiken in aller Welt zuvor aufgerufen, Leuchttürme des Friedens zu sein.

Zehntausende Menschen verfolgten am Sonntag auf dem Petersplatz wie Benedikt bei regnerischem Wetter auf den Balkon des Petersdoms trat, die Weihnachtsbotschaft verkündete und den Segen sprach. Auf der Loggia hatte sich der neue Papst im April zum ersten Mal dem Volk gezeigt, nachdem die Kardinäle den deutschen Kardinal Joseph Ratzinger nach einem kurzen Konklave zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt hatten.

Dutzende Millionen sahen zu

Dutzende Millionen Menschen in rund 40 Ländern weltweit verfolgten die Worte des Papstes und die Erteilung des Segens an den Fernsehbildschirmen. Benedikt XVI. - einen goldfarbenen Umhang und eine goldfarbene Mitra tragend - wandte sich dabei in anderer Form an die weltweit 1,1 Milliarden Katholiken, als es sein Vorgänger getan hatte. Während Johannes Paul II. seine Weihnachtsbotschaft in Versen verfasste, hielt Benedikt seine Ansprache in prosaischen Worten. Nach seiner Botschaft wünschte der neue Pontifex den Gläubigen in 33 Sprachen frohe Weihnachten, darunter Arabisch, Hebräisch und Chinesisch. Johannes Paul hatte teilweise fast doppelt so viele Sprachen verwendet.

"Probleme unserer Zeit angehen"

In Zeiten von Schwierigkeiten und der Angst sollten die Menschen auf das Christkind schauen, um Mut zu fassen, sagte das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. "Die geeinte Menschheit wird die vielen und Besorgnis erregenden aktuellen Probleme in Angriff nehmen können: von der terroristischen Bedrohung bis zu den Bedingungen beschämender Armut, unter denen Millionen von Menschen leben, von der Rüstungszunahme bis zu den Pandemien und der Umweltverschmutzung, die die Zukunft unseres Planeten bedroht", sagte Benedikt. Er rief die Gläubigen auf, sich Jesus Christus anzuvertrauen. "Die belebende Kraft seines Lichtes gibt dir Mut, dich für den Aufbau einer neuen Weltordnung einzusetzen, die auf gerechte ethische und wirtschaftliche Beziehungen gegründet ist."

Gebet für die Kinder in aller Welt

Weiters sprach Benedikt XVI. ein besonderes Gebet für die Kinder in aller Welt - auch die ungeborenen. Mit Bezug auf das Kind in der Krippe sagte der Papst: "Über jedem Kind steht etwas vom Strahl dieses Heute, von der göttlichen Nähe, die wir lieben und der wir uns beugen sollen - über jedem Kind, auch über dem ungeborenen."

In anderen Teilen seiner in italienischer Sprache gehaltenen Ansprache forderte Benedikt die Einhaltung der Rechte der Menschen ein, die in der sudanesischen Region Darfur litten. Er rief zu von Fairness und Weisheit geleiteten Taten im Irak und im Libanon auf. Der Papst bat Gott, einen friedlichen Dialog auf der koreanischen Halbinsel zu begünstigen. Erneut rief Benedikt auch zum Frieden im Nahen Osten auf.

"Beten für Frieden im Heiligen Land"

In der Nacht zum Sonntag hatte der 78-Jährige vor tausenden Gläubigen die Menschen bei seiner ersten Weihnachtsmesse als Papst bereits aufgerufen: "In dieser Nacht, in der wir auf Bethlehem schauen, wollen wir ganz besonders für den Geburtsort unseres Erlösers beten und für die Frauen und Männer, die dort leben und leiden. Wir wollen beten um Frieden im Heiligen Land: Herr, schau auf diesen Fleck Erde hin, der Dir so lieb ist als Deine menschliche Heimat. Lass dort Dein Licht aufleuchten. Lass dort Friede werden."

Unterdessen feierten rund 30.000 Pilger und Touristen das Weihnachtsfest in Bethlehem. Angesichts der verbesserten Sicherheitslage gab es heuer in der Geburtsstadt Jesu weitaus mehr Besucher als in der Jahren zuvor. Bei der Christmette in der Geburtskirche ermahnte der lateinische Patriarch Sabbah Israel und die Palästinenser zur Beendigung jeglicher Gewalt. Beide Seiten sollten die Vergangenheit hinter sich lassen und Platz für den Beginn einer neuen Zukunft machen, sagte der Patriarch in der Nacht zum Sonntag.

Hoffnung auf neue politische Realität

Der palästinensische Christ Sabbah verurteilte die israelische Praxis der gezielten Tötung von Extremisten. Maßnahmen dieser Art hätten weder die Sicherheitslage verbessert noch die Spirale der Gewalt aufgehalten. Zurzeit bestehe im Nahen Osten jedoch Hoffnung auf eine neue politische Realität - trotz vieler Komplikationen und Verzögerungen. Diese Situation könnten "Politiker mit guten und ehrlichen Absichten" zum Segen der Menschen in der Region nutzen.

Trotz nasskalten Winterwetters strömten zahlreiche Menschen auch am Christtag zur Geburtskirche in Bethlehem. Vor dem Gotteshaus bildeten sich lange Warteschlangen. Es war die größte Ansammlung in der Stadt seit Beginn der zweiten Intifada (Palästinenseraufstand) vor gut sechs Jahren. "Das ist eine sehr, sehr außergewöhnliche Weihnacht", sagte der örtliche Polizeichef Abdel Rahman Ghayatha. In der ersten Zeit der Intifada kamen an den Festtagen höchstens einige hundert Besucher, 2004 waren es etwa halb so viele wie in diesem Jahr.

Abbas kritisierte Sperrwall

An den Feierlichkeiten in Bethlehem nahm auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas teil. Er kritisierte in einer Fernsehansprache den Sperrwall, der die Stadt im Westjordanland vom nahe gelegenen Jerusalem abtrennt. Die Palästinenser versuchten, Brücken zu bauen, während die Israelis eine Mauer errichteten.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon äußerte in Jerusalem die Hoffnung, dass das Neue Jahr Israel und den Palästinensern gleichermaßen Frieden und Sicherheit bringen werde. Zugleich wünschte er den Christen in seinem Land ein frohes Weihnachtsfest. Sharon nahm am Sonntag eine Woche nach seinem leichten Schlaganfall seine Regierungsgeschäfte im vollen Umfang wieder auf. (APA/AP/Reuters/dpa)