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"Brustkrebs war und ist eine Geißel der Menschheit. Eine von acht Frauen, das ist zu viel." Damit begründet Michael Gnant seinen jahrelangen Kampf gegen das Geschwür. Seit Mitte November ist der 41-jährige Chirurg amtierender Präsident der Austrian Breast und Colorectal Cancer Study Group (ABCSG). Der Wiener übernahm die Aufgabe von Raimund Jakesz, der vor 20 Jahren Österreichs größte medizinische Studiengruppe gegründet hatte.

Die ABCSG verbessert, verbreitet und vereinheitlicht Erkenntnisse über Diagnose, Behandlung und Heilung von Brust- und Darmkrebs. In Österreich betreut sie in 96 spezialisierten Zentren 14.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an klinischen Studien. Der Forscher beteiligt sich seit Mitte 2005 auch international - als erster Österreicher im Vorstand der renommierten Breast International Group - an Planung, Durchführung und Auswertung von klinischen Studien zu Brustkrebs.

Motivation

"Das Wunder Mensch und die Faszination, kranken Menschen helfen zu können", motivierten ihn dazu, Arzt zu werden - und das zügig. Er studierte Medizin in Mindestzeit, wobei er sich erst zur Halbzeit entschied, Chirurg zu werden. Ein Aufenthalt am Transplantationszentrum München brachte ihn auf die Idee, "mit den Händen zu arbeiten", davor wollte er eigentlich Internist werden. Zwei Jahre verbrachte er in den USA am National Cancer Institute in Bethesda, einem Mekka der Krebsforschung. An die "große Freiheit des Forschens und Lernens dort" erinnert er sich gern, es ist seine zweite Heimat geworden.

Michael Gnant steht mit seinen Projekten international an vorderster Forschungsfront, rund zwanzig seiner Arbeiten wurden mit Preisen ausgezeichnet. Die Kraft für die tägliche Arbeit und seine umfassende Vortragstätigkeit schöpft er "aus dem Wissen, das Richtige zu tun, und aus den Augen der Menschen, die sich bedanken", sagt er.

Schwerpunkte

Drei Schwerpunkte nennt der Mediziner für die künftige Forschung der Brust- und Darmkrebs-Studiengruppe: vier neue internationale klinische Studien, eine verbesserte Zusammenarbeit von klinischer Forschung und Forschung im Labor durch eine österreichweite Tumorbank und die so genannte abcsg.academy. Diese neue Bildungseinrichtung soll dafür sorgen, dass die Studienteams an den Krebszentren kontinuierlich fortgebildet werden, wie es internationale Standards verlangen. Aber auch niedergelassene ÄrztInnen können dort über aktuelle Therapieänderungen informiert, weitergebildet und somit einbezogen werden.

Mit dieser Tätigkeit hofft Michael Gnant "die Möglichkeiten der Heilung zu multiplizieren. Wenn nur ein Arzt nach jedem meiner Vorträge das Richtige tut, habe ich mehr Menschen geholfen, als ich persönlich operieren kann". Als beruflichen Ausgleich betreibt er Nordic Walking und nennt als persönliches Ziel, "dass die Welt - wenn ich einmal gehe - besser sein soll, als vor mir". Bis es aber so weit ist, will er möglichst viel der spärlichen Freizeit mit seinen zwei Töchtern verbringen. (Astrid Kuffner, DER STANDARD, Print, 24./25./26.12.2005)