Sanaa/Wien - Im Fall der Entführung von zwei Österreichern im Jemen will das österreichische Außenministerium jegliche Art der Gewaltanwendung verhindern. "Das ist das oberste Gebot", erklärte Generalsekretär Johannes Kyrle Freitag Abend im ORF-Radio (Abendjournal). Es müsse erreicht werden, dass die beiden Geiseln "gefahrlos und unverletzt" befreit würden. Die hoffnungsvolle Erwartung auf ein baldiges Ende wurde am Freitag aber von Ernüchterung abgelöst.

Drei inhaftierte Jemeniten sollen freigepresst werden

Zwar dementierte man in Wien Berichte arabischer Medien, wonach es überhaupt keinen Kontakt zu den Entführern gebe, von einer Freilassung in absehbarer Zeit war aber im Gegensatz zum Vortag nicht mehr die Rede. Kyrle bestätigte, dass mit der Entführung drei inhaftierte Jemeniten freigepresst werden sollen. Es handle sich um eine innerjemenitische politische Situation, meinte der Außenamts-Generalsekretär. An die österreichische Bundesregierung seien keinerlei Forderungen gestellt worden. Zu ATVplus sagte Kyrle, Kontakte gebe es nur zwischen den Entführern und der jemenitischen Regierung. Mit dieser sei man in Kontakt.

Die Behörden im Jemen haben am Freitag laut der Deutschen Presseagentur (dpa) erneut versucht, mit den Entführern von zwei Österreichern Kontakt aufzunehmen. Er habe mehrere einflussreiche Scheichs aufgefordert, Polizisten in das al-Hatik Gebiet zu begleiten, in dem die Geiseln vermutetet werden, sagte der Gouverneur der Provinz Marib Abdullah al-Nassi. Nach Angaben von Stammesmitgliedern hat die Polizei im Zusammenhang mit der Entführung mehrere Verdächtige festgenommen.

Erster Kontaktversucht gescheitert

Ein erster Versuch von Stammesführern, Kontakt zu den Kidnappern aufzunehmen, war am Donnerstag fehlgeschlagen. Die Vermittler hätten nicht mit den Entführern sprechen können, dafür aber mit "den Führern des Stammes, zu dem sie gehören". Die Touristen waren am Mittwoch bei einem Ausflug in der Provinz Marib im Nordosten des Landes in die Gewalt eines Clans geraten.

Bei den beiden Österreichern handelt es sich laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" um das Architektenpaar Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52). Beide sollen zuletzt bedeutete öffentliche Aufträge in der Steiermark durchgeführt haben. Mitarbeiter des Kriseninterventionszentrum Steiermark kümmerten sich dem Vernehmen nach um die Angehörigen der beiden.

Appell von Mutter des Entführten

Die Mutter von Peter Schurz appellierte unterdessen an die Kidnapper, ihren Sohn wieder freizulassen. Gegenüber ATVplus formulierte die Mutter unter Tränen den Wunsch: "Es wären die schönsten Weihnachten, wenn sie mir meinen Sohn wieder geben würden." Die Frau bestätigte gegenüber dem Fernsehsender, dass ihr Sohn und seine Begleiterin wohlauf seien. Sie habe aber keinen Kontakt zu ihnen.

Sie erklärte außerdem, warum ihr Sohn in den Jemen gereist ist: Peter Schurz wollte gemeinsam mit seiner Studentin Barbara Meisterhofer, die im Moment ihre Diplomarbeit bei dem Professor der TU Graz schreibt, eine Studienreise durch den Jemen unternehmen. Gleich am ersten Tag ereignete sich aber die Geiselnahme. (APA)