90,6 Prozent des slowakischen BIP geht nach Einschätzung des Statistikamtes auf die Privatwirtschaft zurück. Das Wachstum wurde vor allem durch gestiegene Exporte, aber auch höhere inländische Umsätze im Bauwesen und in der Telekommunikation getragen. Gestiegen sind im Unterschied zu früheren Jahren auch die Reallöhne, nämlich um 7,6 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2004. Mit nunmehr 16.816 Kronen (rund 440 Euro) monatlich gehören die slowakischen Durchschnittslöhne aber weiterhin zu den niedrigsten in der Europäischen Union. Der Unterschied innerhalb des Landes ist enorm und reicht von 250 in der gut bezahlten Autoindustrie nördlich der Hauptstadt (die Textilindustrie zahlt ihre Mitarbeiter traditionell schlechter) bis annähernd Österreich-Niveau in Bratislava.
Vom Umbruch zum Aufschwung
Der gesellschaftliche Umbruch Anfang der 1990er Jahre hatte die Umstrukturierung und Schließung ganzer Wirtschaftszweige zur Folge. Ende der 1990er Jahre jedoch setzte ein Wirtschaftsaufschwung ein, der nicht zuletzt auf die Reformen der sich seit 1998 im Amt befindlichen bürgerlichen Regierung zurückzuführen ist. So gelangen unter anderem Industrieansiedelungen großer Automobilhersteller wie beispielsweise Volkswagen und ab 2006 auch Peugeot und Hyundai. Die wichtigsten Handelspartner der Slowakei sind Deutschland und die Tschechische Republik.
Die Slowakei gilt mit ihrer Einheitssteuer (Flat-Tax) von 19 Prozent als internationaler Steuerreform-Vorreiter. Das 1993 von Tschechien abgespaltene Land hat damit den niedrigsten Spitzensteuersatz der Europäischen Union. Im Unterschied zu anderen Ländern wie Russland, Rumänien oder der Ukraine, die ähnliche Reformen durchführten, hat das Land alle Ausnahmeregelungen und Abschreibemöglichkeiten abgeschafft. Federführend bei der Einführung am 1. Jänner 2005 war Finanzminister und Vizepremier Ivan Mikloš. Über die Auswirkungen des umstrittenen Reformwerks gibt es unterschiedliche Ansichten.
Uneinigkeit über die Folgen
Das Wohlstandsgefälle zwischen reichen und armen Slowaken habe sich seit der Einführung eines einheitlichen Steuersatzes für die Einkommen- und die Mehrwertsteuer vergrößert, erklärte im Herbst die frühere slowakische Finanzministerin und jetzige Vizepräsidentin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Brigita Schmoegnerova laut einem Bericht der tschechischen Nachrichtenagentur CTK: Die Flat Tax trage zu einer signifikanten Vergrößerung der Ungleichheiten in der Gesellschaft bei und die Steuerreform habe vor allem den reichen Slowaken genützt.