Der neue Siemens -Chef Klaus Kleinfeld kehrt bei Deutschlands größtem Elektrokonzern weiter mit eisernem Besen aus. Nach der verlustreichen Trennung von der Handysparte und kleineren Ausgliederungen wird nun der IT-Dienstleister SBS zerschlagen.

Auf Linie

Alle Aktionen von Kleinfeld, der seit knapp einem Jahr Siemens-Vorstandsvorsitzender ist, sind einem Ziel untergeordnet. "Ich stehe persönlich dafür ein, dass alle Unternehmensteile innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate auf Linie sind", hatte Kleinfeld im April bei seiner ersten großen Pressekonferenz verkündet. Dies bedeutet, dass alle Konzernbereiche die strengen Renditevorgaben des Konzerns erfüllen müssen. SBS ist einer der Kandidaten, die bisher noch weit davon entfernt waren.

Enge Vorgaben

Auch der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer hatte als Konzernchef den Sparten enge Vorgaben gesetzt. War aber zum Beispiel die Branchenkonjunktur für einen Bereich gerade besonders schlecht, gab es Aufschub. Nachfolger Kleinfeld setzt dagegen im Zweifel zur Notoperation an. Das Handygeschäft, auf das Pierer lange Zeit besonders stolz war, gab er an den BenQ-Konzern ab - und ließ sich den Verkauf auch noch mehrere hundert Millionen Euro kosten.

Warten

Wie es mit der Handysparte und den Mitarbeitern langfristig unter der asiatischen Führung weitergeht, muss abgewartet werden. Der Verkauf des SBS-Geschäftsfelds Produktnahe Dienstleistungen (PRS) - dazu zählt die Wartung von Großrechnern - an den PC-Hersteller Fujitsu Siemens Computers (FSC) stößt dagegen bei den Arbeitnehmern auf positivere Resonanz. "Das ist sicher nicht die schlechteste Lösung", sagte Aufsichtsrat Wolfgang Müller von der IG Metall am Mittwoch der dpa in München. Fujitsu Siemens sei als verlässlicher Arbeitgeber bekannt. Beruhigend für die Beschäftigten ist auch, dass Siemens an dem Computer-Joint-Venture mit 50 Prozent beteiligt ist, also weiter in der Pflicht steht.

Auch nach der Trennung von den Produktnahen Dienstleistungen mit 1,3 Mrd. Euro Umsatz und 5.000 Mitarbeitern ist aber unklar, wohin bei SBS die Reise geht. "Ich kann keine langfristige Strategie erkennen", sagte Aufsichtsrat Müller.

Vertrauen

Der zuständige Siemens- Zentralvorstand Thomas Ganswindt warb in der vergangenen Woche bei einer Betriebsversammlung um das Vertrauen der Beschäftigten. Die Ergebnisentwicklung bei SBS sei zwar brisant, aber zumindest habe der IT-Dienstleister den Umsatzrückgang gestoppt, sagte er Teilnehmern zufolge. Der Siemens-Zentralvorstand stehe zu SBS. Ein Beweis dafür sei, dass der Konzern alle konzerninternen IT-Dienste bei SBS eingebracht habe. Auch Kleinfeld gab sich am Mittwoch zuversichtlich: "SBS wird sich jetzt voll auf die Sanierung und Weiterentwicklung des Kerngeschäfts fokussieren." (APA/dpa)