Foto: Matthias Cremer
In der Weihnachtszeit sind viele Menschen auf der Suche nach passenden Geschenken für Verwandte und Freunde. Für Kaufsuchtgefährdete ist der Drang, etwas zu kaufen, jedoch jahrein jahraus präsent.

Mittlerweile sei jeder Dritte Österreicher gefährdet, der Kaufsucht zu verfallen, wie eine Studie der Arbeiterkammer zeigt. Stark betroffen seien vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Fast 60 Prozent der Frauen zwischen 14 und 24 Jahren seien kaufsuchtgefährdet. Bei Männern - knapp 40 Prozent. "Die Ergebnisse sind wirklich dramatisch", schlussfolgert AK-Konsumentenschützer Karl Kollmann. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Kaufsuchtgefährdeten dramatisch gestiegen: Im Vorjahr sei lediglich jeder vierte Österreicher kaufsuchtgefährdet gewesen.

Kaufrausch

Wer dem Kaufrausch verfällt, kaufe demnach unnötige Dinge: "Viele der Befragten kaufen nur um des Kauferlebnisses willen, die Kontrolle über das Kaufverhalten geht verloren", sagte Studienautorin Irene Kautsch. Dazu komme, dass Internet-Shopping und Plastikgeld sowie Aktionen "Kaufe jetzt - zahle später" die Suchtgefahr steigere. Denn irgendwann gehe die Übersicht der getätigten Ausgaben verloren. Die Folgen sind Überschuldung und im schlimmsten Fall sogar Privat-Konkurs.

Etwa 18.700 Menschen suchen jährlich die Schuldnerberatung auf, Tendenz steigend. Da Betroffene oft mehrere Monate auf einen Termin warten müssen, fordert die AK von der öffentlichen Hand mehr Geld für die Beratungsstellen, um präventive Maßnahmen gegen Überschuldung treffen zu können.

Auch einen Unterrichtsgegenstand zur Verbraucherbildung wünscht sich die Kammer. Denn viele Maturanten wüssten laut Kollmann nicht, wie ein Kredit wirklich funktioniere oder wo die Gefahren bei Fremdwährungskrediten liegen.

Wirtschaftswissen

Die Vermittlung von Wirtschaftswissen sei jedoch bereits in den Lehrplänen inkludiert, heißt es auf STANDARD-Anfrage aus dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Daher sei der Bedarf nach einem eigenen Unterrichtsgegenstand nicht gegeben. Gemeinsam mit der Oesterreichischen Nationalbank hat Bildungsministerin Gehrer ein Unterrichtspaket "Geld & Währung" geschnürt, das den Zusammenhang von Geld und Währung mit kultureller Entwicklung veranschaulichen soll. Außerdem gebe es in vielen Schu len so genannte "Übungsfirmen".

Aber auch bei den Eltern müsse man ansetzen. Diese, so Kollmann, müssten Kindern eine Alternative zum Werbeimage "Kaufe ein Produkt und du bist glücklich" bieten. (DER STANDARD-Printausgabe 22.12.2005)