Teheran/Wien - Nach Ansicht des Generalsekretärs des Nationalen Sicherheitsrates des Iran (SNSC), Ali Larijani, sollten bei den am Mittwoch in Wien beginnenden Gesprächen mit der EU über das iranische Atomprogramm alle Seiten profitieren. Wie Larijani laut "Tehran Times" erklärte, werde die iranische Delegation von SNSC-Vizegeneralsekretär Javad Vaeedi geleitet und aus Vertretern des SNSC, der iranischen Atomenergie-Organisation und des Außenministeriums in Teheran bestehen.

Rice-Kritik ist "Propaganda"

Die Gespräche, so Larijani, würden sich auf die Beibehaltung des Kurses des iranischen Uran-Anreicherungsprogramms konzentrieren. "Ich denke, die Welt hat begriffen, dass der Iran ernsthaft zur Uran-Anreicheicherung entschlossen ist", sagte er vor Reportern. Die Gespräche in Wien müssten in einer seriösen Atmosphäre des gegenseitigen Respekts stattfinden. Die jüngst geäußerte Kritik von US-Außenministerin Condoleeza Rice am iranischen Atomprogramm bezeichnete Larijani als "Propaganda", die keinen Einfluss auf den Verhandlungsprozess haben werde.

Rechte des Iran auf Atomenergie

"Sowohl der Iran als auch Europa werden von den Gesprächen profitieren. Das internationale Misstrauen gegenüber den nuklearen Aktivitäten des Iran ist einzig und allein auf Propaganda zurückzuführen, deren Ziel die Einstellung dieses Programms ist", so der SNSC-Generalsekretär. Die Gespräche müssten helfen, die Rechte des Iran auf Atomenergie zu verwirklichen, fügte Larijanin hinzu.

Der Chef der iranischen Atomenergie-Organisation, Gholam-Reza Aqazadeh, erklärte am Montag, der Iran werde einige Vorschläge bei den Gesprächen mit Großbritannien, Deutschland und Frankreich vorlegen. Auf die Frage, ob der Iran eine Verlagerung der Uran-Anreicherung nach Russland zustimmen könne, sagte Aqazadeh, Teheran sei offen für alle Vorschläge. Vorrangig sei jedoch, dass die Rechte des Iran dabei gewahrt würden. Die Europäer sollten begreifen, dass es für sie besser sei, mit dem Iran zu kooperieren statt sich ihm entgegen zu stellen.

Wiederaufnahme von Gesprächen

Aqazadeh unterstrich, sein Land werde weiter versuchen, das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich seines Atomprogramms zu gewinnen. Er wies in diesem Zusammenhang auf einen Vorschlag des iranischen Präsident Mahmoud Ahmadinjad hin, der eine ausländische Beteiligung am Uran-Anreicherungsprojekt in der Stadt Natanz angeboten hatte. Dies gehe über jede normale Garantie hinaus, meinte Aqazadeh.

Im Atomstreit mit dem Westen will der Iran bei der Wiederaufnahme von Gesprächen an diesem Mittwoch in Wien eine Urananreicherung im Inland unter internationaler Beteiligung vorschlagen. Dies sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Hossein Entesami, am Dienstag nach Angaben der studentischen Nachrichtenagentur ISNA in der iranischen Hauptstadt.

Neuer Vorschlag

Er bezeichnete diesen Vorschlag als weitaus besser als eine Urananreicherung in Russland, wie sie zur Lösung des Konflikts von Moskau vorgeschlagen worden ist.

In Wien wollen Diplomaten Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens im Namen der EU Verhandlungen wieder in Gang bringen, die im August abgebrochen worden waren.

Gegen ein technisches, wirtschaftliches und politisches Kooperationsprogramm soll Teheran dazu gebracht werden, die geplante Urananreicherung im eigenen Land aufzugeben. Damit soll verhindert werden, dass der Iran die Kernkraft auch zu militärischen Zwecken nutzt. (APA/pa)