Laut Kulturrat gehe es nur um "unmoralische Musik"

Teheran - Der Iran hat am Freitag eine Weisung von Präsident Mahmoud Ahmadinejad heruntergespielt, wonach das staatliche Fernsehen künftig keine westliche Musik mehr in seinem Programm ausstrahlen darf. Ein Mitglied des so genannten Kulturrats sagte laut der Nachrichtenagentur ILNA, es gehe darum, dass keine "unmoralische Musik" mehr verbreitet werde. So solle das staatliche Fernsehen keine Techno-Musik ausstrahlen und stattdessen den Akzent auf iranische Musik legen, fügte Jawad Ariamanesh hinzu.

Die Empfehlungen des Kulturrates würden derzeit allerdings noch geprüft, bevor sie umgesetzt würden, sagte er. In Medienberichten hatte es geheißen, Ahmadinejad habe das Verbot Anfang der Woche erlassen. Der Sender untersteht allerdings direkt der Aufsicht des geistigen Oberhaupts Ayatollah Ali Khamenei und ist laut Verfassung nicht an Weisungen des Präsidenten gebunden.

Taube Ohren

Mit seinem Verbot westlicher Musik stößt Ahmadinejad bei seinen Landsleuten auf taube Ohren. In den Geschäften wurden am Dienstag weiterhin CDs ausländischer Künstler verkauft, in ihren Autos hörten viele Fahrer HipHop und Country-Musik. Der staatliche Rundfunk spielte dagegen ausschließlich iranische Musik. Es war jedoch unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Verbot bestand.

"Dieser Präsident redet, als würde er in der Steinzeit leben", sagte ein Kunde in einem Plattenladen in Teheran, Mohammed Reza Hosseinpur. "Er muss einsehen, dass er den Menschen nicht vorschreiben kann, welche Musik sie hören oder nicht hören." Der Ladenbesitzer erklärte, er erwarte nicht, dass das Verbot umgesetzt werde. "Die Geistlichen und die Behörden sprechen jeden Tag über neue Vorschriften", sagte Reza Sadeghi. (APA/dpa)