Mit mehr als zwanzigminütiger Verspätung begann am Montag in Brüssel die Präsentation des EU-Präsidentschaftsprogramms durch Außenministerin Ursula Plassnik und den finnischen Staatssekretär Antti Peltomäki. Da der Andrang der Journalisten sehr groß war und sich die Angestellten der Sicherheitsfirma durch kein Ereignis der Welt von ihrer Mittagspause abhalten lassen, hieß es Warten.

Schwungvoll begann dann die in grellem Grün und Pink gekleidete Außenministerin ihre Präsentation und schilderte gleich zu Beginn ihre Gemütslage und die ihres starr vor sich hin blickenden finnischen Kollegen: "Wir haben beide ein gewisses Gefühl der Erleichterung", sagte sie mit Blick auf die am Wochenende beim EU-Gipfel erfolgte Einigung auf die EU-Finanzen.

Zauberkünstler

Gleich zu Beginn bemühte sie sich, die Erwartungen in die österreichische EU-Präsidentschaft zu dämpfen. "Die Vorstellung, dass wir als Zauberkünstler oder europäischer Kreativdirektor aktiv werden, wird sich nicht realisieren lassen." Als Motto der nächsten sechs Monate gab sie aus, "den Blick aufs Machbare" zu bewahren. Dabei wurde die stets kühl auftretende Blondine auch ungewohnt persönlich. Sie selbst sei so beschrieben worden: "Den Kopf in den Wolken und die Füße am Boden, was bei meiner Größe keine Kunst ist." Diesen Realismus gelte es auch in der Präsidentschaft zu verkörpern. Und wiederholt bezeichnete sie sich als Vertreterin eines "kleinen mittleren Landes".

Da Plassnik konkrete Ankündigungen, die über die Verfolgung des von der EU-Agenda vorgegebenen Arbeitsprogrammes hinausgingen, vermied, schnellten dann gleich mehrere Dutzend Journalistenhände hoch, als die Außenministerin ihren rund 30-minütigen Vortrag beendet hatte. Noch war aber der finnische Staatssekretär an der Reihe, der in zehn Minuten sein Programm herunterspulte und sich einen Seitenhieb gegen seine auf Deutsch sprechende Kollegin nicht verkneifen konnte: "Ich werde in der am meisten bekannten Sprache sprechen. Das ist Englisch", sagte er.

Plassnik absolvierte dann die erste Fragerunde auf Englisch: Derzeit könne sie noch nicht sagen, welche Zwischenbilanz die EU zum Ende der "Denkpause" beim Gipfel im Juni ziehen solle, sagte die Ministerin. "Mit chirurgischen Eingriffen oder kosmetischen Verfahren ist das nicht zu schaffen. Es gibt keine schnellen Lösungen und raschen Antworten."

Ob noch unter österreichischem Vorsitz der Start der konkreten Beitrittsverhandlungen mit der Türkei falle, wollte ein Journalist wissen. Dies sei "bei weitem nicht ausgeschlossen", aber eine Entscheidung dazu sei noch zu früh. Auch zur möglichen Verschiebung des Beitritts Rumäniens von 2007 auf 2008 gab sie sich diplomatisch: Es gelte die Vorgaben der Kommission zu erfüllen. Von den Journalisten hatten dann nur wenige Zeit, mit Weiß- und Rotwein auf die österreichische EU-Präsidentschaft anzustoßen. Aber von den angebotenen Mozartkugeln steckten die meisten mindestens eine ein. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.12.2005)